(ots) - Die Furcht vor der Angst
von Christian Kucznierz, MZ
Vor ein paar Tagen rief ein Leser an und beschwerte sich über
einen Kommentar, der forderte, dass wir uns von der Angst nicht
beeinflussen lassen dürfen. Dass wir unser Leben nicht ändern sollen,
weil es genau das ist, was die Attentäter wollen. Der Anrufer aber
sagte, er habe sehr wohl Angst um sich und seine Familie und nein, er
werde nicht weiterleben wie vorher, denn das sei nicht mehr möglich.
So wie ihm geht es vielen Menschen. Weil sie wissen, dass auch die
Sicherheitsbehörden sagen: Absolute Sicherheit gibt es nicht. Und das
passt nicht ins Bild, dass sie von unserer Gesellschaft haben. Es ist
richtig, dass die tägliche Autofahrt in die Arbeit oder die Arbeit im
Haushalt statistisch ein viel höheres Risiko in sich birgt, verletzt
oder gar getötet zu werden. Wir fürchten uns vor Terror und Gewalt,
aber nicht vor den Folgen des Rauchens, des überhöhten
Alkoholkonsums, des ungesunden Essens. Obwohl erwiesen ist, dass
Nikotin, Fettleibigkeit und Bewegungsmangel jedes Jahr in unserem
Land mehr Opfer fordern als Terroristen oder Amokläufer. Nur: All die
genannten Risikofaktoren nehmen wir zumindest als beeinflussbar war.
Wir wollen glauben, dass wir durch unsere Essgewohnheiten sehr wohl
unser Wohl steuern können, dass wir beim Autofahren auf Gefahren
reagieren können. Aber der Terrorist, der Amokläufer: Sie dringen in
die Sicherheitszone ein, in der wir uns wähnen und für deren Garantie
wir einen Staat haben. Es mag nach Aktionismus aussehen, was die
Politik verspricht: Aber es ist Aufgabe des Staates, alles für die
Sicherheit seiner Bürger zu tun. Das hilft nicht gegen alle Ängste.
Aber es kann beruhigen.
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