(ots) - Die Hälfte der Deutschen rechnet mit Streit unterm
Tannenbaum. Wenn man die politisch-kulturelle Entwicklung des Jahres
noch einmal Revue passieren lässt, mutet das fast wenig an.
Hassmails, "postfaktische" Lügen im Netz, Beleidigungen und Wüsteres
- es scheint, als habe jemand den Leuten plötzlich ein aggressiv
machendes Mittel ins Trinkwasser geschüttet. Anonymität und
Vereinzelung haben zugenommen, das Internet erlaubt es jedem, niedere
Instinkte auszuleben. Meist straflos, aber langfristig nicht
folgenlos. Jedenfalls nicht für die Gesellschaft. Das ist die eine
Seite. Die andere: Noch immer wählen 85 Prozent nicht rechts, noch
immer helfen sich Nachbarn und Freunde, noch immer sind die Kirchen
voll zu Weihnachten und die Familien von gegenseitiger Verantwortung,
Fürsorge, ja Liebe geprägt. In den Generationen und über die
Generationen hinweg. Was gelegentliche Auseinandersetzungen auch zu
Weihnachten nicht ausschließt. Diese Mehrheit ist nun freilich
gefordert, für ihren Lebensstil auch zu kämpfen. Ihn offensiver als
bisher zu verteidigen, gegen die vielen Rüpler, Rowdies,
Parolenverbreiter, Lügner, Sprücheklopfer, Hassprediger,
Gedankenlosen, Antidemokraten und Rassisten. In der Politik wie im
Alltag. Denn ein aggressives gesellschaftliches Klima dehnt sich aus
wie übel riechendes Gärgas. Bei all dem kommt man der Lösung von
wirklich vorhandenen Problemen übrigens nicht näher, denn Aggression
und Kompromissbereitschaft sind keine vereinbaren Verhaltensweisen.
Aggression zerstört. Es gilt also, eine andere, kultivierte Form der
Auseinandersetzung zu führen und durchzusetzen, eine, die
argumentiert, die zu überzeugen versucht und die zuhört, eine, die
den anderen immer respektiert. Das gilt für die große Politik. Und
das gilt für den Alltag. Das Fest unterm Tannenbaum ist eine gute
Gelegenheit, dafür schon mal zu üben.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik(at)lr-online.de
Original-Content von: Lausitzer Rundschau, übermittelt durch news aktuell