"Zahnarztlügen": Studien entlarven Zahnseide als Pflegeflop
(pressrelations) -
Luxemburg, 30.09.2010. Die Autoren des Ratgebers "Zahnarztlügen" stellen die Prophylaxe-Maßnahme Zahnseide auf den Prüfstand: Schützt sie vor Karies? Dem Autor und Arzt Dr. Lars Hendrickson zufolge sei die Zahnseide ein Pflegeflop, der von Zahnärzten ohne wissenschaftliche Grundlage an jeden Patienten empfohlen werde.
Studien zeigten aber sehr deutlich, dass sie keinen großen medizinischen Nutzen bringt.
"Natürlich stellt das die Welt vieler Patienten auf den Kopf. Aber es gibt tatsächlich keine wissenschaftliche Grundlage für die routinemäßige Empfehlung der Zahnseide", kritisiert Hendrickson. Forscher aus den USA, Kanada und Brasilien haben sich nämlich in einer Übersichtsarbeit auf die Suche nach Studien gemacht, die angebliche Vorteile der Zahnseide belegen und sind nicht fündig geworden. "Wenn diese Methode aufgrund der Motivation und der Sorgfalt selbst in kontrollierten Studien versagt, dann beschränkt sich ihr Nutzen auf ein Minimum", fügt Dorothea Brandt hinzu.
Zahnseide sei gerade bei einem ruppigen Umgang ein gefährliches Gesundheitsrisiko und ein einschneidendes Erlebnis: Nach Angaben der AOK beobachten Zahnärzte immer häufiger, dass bei einigen Patienten Zahnseide zu Verletzungen des Zahnfleisches führt. Um den Reinigungsfaden zwischen die Zähne zu bringen, üben viele zu viel Druck mit dem Faden aus. Der stößt dann mit zu viel Kraft an den Zahnfleischrand. Zudem warnen manche kritische Stimmen auch davor, dass ein hygienischer Umgang mit Zahnseide oft zu wünschen übrig lässt.
Forscher sehen auch immer mehr ein Problem in gewachsten Zahnseiden, bei denen Wachsreste in den Zahnzwischenräumen verbleiben. Damit könnten sich Bakterien leichter zwischen den Zähnen tummeln und zu Zahnzwischenraumkaries führen. Jahrzehntelang gab es zwar kaum einen Einwand gegen das penible Gewerkel zwischen den Zähnen und immer wieder wurde gepredigt, wie wichtig es sei. Jetzt stelle sich nach Ansicht des Autors Dr. Lars Hendrickson immer mehr heraus, dass andere Mittel um einiges besser vor Erkrankungen im Mund schützen.
Zahnärzte aus Düsseldorf bestätigten in einem Test die wissenschaftlichen Fakten, dass Interdentalbürsten oder Mundspülungen mehr für die Mundgesundheit tun können. 156 Personen mussten acht Wochen spülen oder mit Seide polieren. Das Ergebnis war: Einmal täglich mit anti-bakterieller Lösung gespült ist weitaus effektiver als Zahnseide. Bei der Gruppe mit Mundspülungen gingen Zahnbelag und Parodontose stärker zurück als bei der Zahnseide-Gruppe. Zahnmediziner sehen in der antibakteriellen Wirkung den wichtigsten Grund für die Überlegenheit der Mundspülung.
Wer es allerdings wagt, gegen das angebliche Wundermittel Zahnseide zu wettern, gilt als unwissend oder undankbar. Als Alternative werden Kritiker auch damit verunglimpft, sie wollten Patienten etwas Wertvolles vorenthalten oder gar wegnehmen. Dabei setzt sich Hendrickson lediglich dafür ein, dass den Patienten mehr Informationen über Munderkrankungen zur Verfügung stehen. Es sei deshalb höchste Zeit, dass neue wissenschaftliche Erkenntnisse von Zahnmedizinern beachtet werden. "Es ist kaum zu glauben, dass es die Zahnärzteschaft als empörend empfindet, Maßnahmen in der Medizin zu kritisieren und nach auf Evidenz basierenden Vorsorgemaßnahmen oder Behandlungsmethoden zu verlangen", konstatiert Hendrickson. Das komme einem Stillstand gleich.
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