(ots) - Es verwundert schon, dass eine
Arbeitgeber-Initiative mit dem schönen Beinamen "Neue Soziale
Marktwirtschaft" das marktwirtschaftliche Heil im Staat sieht. Nichts
anderes ist nämlich ihr Lobgesang auf den Niedriglohnsektor. Denn
viele Beschäftigte müssen ihre kargen Bezüge mit Hartz IV aufstocken.
Damit wird dem Lohndumping letztlich Tür und Tor geöffnet - die
Allgemeinheit wird's schon mit Steuermitteln richten. Und auch sonst
mutet die arbeitgeber-offizielle Interpretation einer Untersuchung
seltsam an: Wenn gerade einmal jeder vierte Niedriglöhner in die
Gruppe der Normalverdiener aufsteigt, dann bleiben eben drei Viertel
dauerhaft auf unterem Niveau. Ob das ein Erfolg ist, mag jeder für
sich bewerten. Und von unten wachsen neue Niedriglöhner nach. Nach
Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden ist die Zahl der
mit Armutsrisiken behafteten Beschäftigten in Deutschland seit 1998
um 58Prozent auf zwei Millionen gestiegen. Wenigstens das
sollte doch zu denken geben. Klar ist auch, dass eine steigende Zahl
von Aufstockern auch eine vermehrte Altersarmut mit sich bringt, für
die dann später ebenfalls der Steuerzahler zur Kasse gebeten werden
wird. Diesen Teufelskreis beklagen mittlerweile längst nicht nur
Gewerkschaften oder Linkspolitiker. Auch der Ruf des
Arbeitnehmerflügels der Union nach einer branchenübergreifenden
Lohnuntergrenze zeugt von der Einsicht, dass die freie
Marktwirtschaft, soll sie sozial bleiben, ihre Grenzen haben muss.
Ein Mindestlohn ist sicher kein Allheilmittel, kann aber schlimmste
Auswüchse der Lohndrückerei lindern. Die "Initiative Neue Soziale
Marktwirtschaft" hat dieses Problem bestenfalls verharmlost.
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