(ots) - China als Partner
Natürlich bleiben Fragen. Aber für den Moment heißt es
anzuerkennen: China hat sich nicht nur wirtschaftlich zu einem Riesen
entwickelt. Die Staats- und Parteiführung führt das Reich auch sozial
und politisch in eine neue und postkommunistische Ära. Bei aller
weltanschaulichen Skepsis, bei aller menschenfreundlichen Sorge: Dass
dies gelungen ist, ohne im Chaos zu enden, ist für die Vergangenheit
bewunderns- und für die Zukunft weiterhin wünschenswert. Auch
Menschenrechtler täten gut daran zu sehen, dass sie sich zwar mehr
erhoffen - die Reformen vom Ende der Ein-Kind-Politik bis zu
weitgehenden wirtschaftlichen Freiheiten aber beileibe nicht
selbstverständlich sind. China bildet dabei ein Anschauungsbeispiel
für die eigentlich bekannte, oft aber nach wie vor unterschätzte und
hauptsächliche Antriebskraft des sozialen Wandels: Wohlstand und das
Streben danach. Immer mehr Chinesen partizipieren am Aufschwung. Es
bildet sich eine Mittelschicht, die um die Welt reist, sich zunehmend
weniger vorschreiben lassen will. Breite Bevölkerungsschichten
erstarken, verlangen in der Folge nach Teilhabe. Das Zentralkomitee
weiß: Bleibt ihnen diese dauerhaft verwehrt, entlädt sich der Frust
im Umsturz. Der Westen täte derweil gut daran, China nicht länger
hochnäsig oder mit Angst zu begegnen, sondern als Partner. Dies wird
den weiteren Wandel eher fördern als alles andere.
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