(ots) - Am Mittwoch beginnt ein Jahr, in dem sich drei für
Deutschland alles verändernde Ereignisse jähren: Vor 100 Jahren
begann der Erste, vor 75 der Zweite Weltkrieg und vor 25 Jahren fiel
die Mauer, die Deutschland und im Grunde die gesamte Welt in zwei
scheinbar unversöhnliche Blöcke teilte. Sind das nicht längst
Gedenktage wie alle anderen auch? Müssen sie uns denn heute überhaupt
noch interessieren? Haben wir denn das alles nicht längst überwunden
und auch daraus gelernt? Haben wir Deutsche nicht längst einen
geachteten Platz in der Völkerfamilie? Sind wir nicht eine der
vorzeigbarsten Demokratien und eine Nation, deren Wirtschaft von
Rekord zu Rekord jagt - und deren Bürgern es alles in allem so gut
geht wie kaum je in unserer Geschichte?
Unteilbare Verantwortung
Ja, ja und nochmals ja, das alles stimmt. Aber ein kategorisches
Nein zu der Frage, ob das Erinnern an die Katastrophen der beiden
Weltkriege und das große Glück der Vereinigung Deutschlands nicht
mehr nötig ist. Denn alle drei Ereignisse haben wir Deutschen zu
verantworten, alle drei haben die Welt grundlegend verändert. Daraus
erwächst auch 100, 75 und 25 Jahre danach unteilbare Verantwortung.
Übernehmen wir sie? Werden wir ihr gerecht? Im Großen und Ganzen wohl
ja. Im Einzelnen aber oft nicht genug. Beispiel Europa: Bei der
Zukunft des Euro haben wir in wichtigen Bereichen andere
Vorstellungen als viele andere in Europa. Statt diese deshalb
misstrauisch auf Distanz halten zu wollen, sollten wir verstehen,
dass niemandem der Euro so sehr nützt wie uns. Beim Thema
Freizügigkeit in Europa sehen wir fast nur die Nachteile, aber nicht
die Vorteile. Die Bulgaren und Rumänen zum Beispiel, die ab Mittwoch
ungehindert zu uns kommen dürfen, fürchten wir als Sozialschnorrer,
statt sie ausdrücklich willkommen zu heißen, vor allem auch, weil sie
unserer alternden Gesellschaft helfen können, die Zukunft zu
meistern. Ja, wir haben viele Lehren aus der Vergangenheit gezogen,
aber längst nicht alle leben wir auch.
Tapfer überschreiten
Wir haben dafür gesorgt, dass das Land in den nächsten vier Jahren
von einer Großen Koalition regiert werden wird. Sie wird populäre wie
unpopuläre Entscheidungen fällen, vor allem aber wird sie die vielen
Kompromisse, die ihr Zustandekommen erst ermöglichten, in
erfolgreiche Politik verwandeln müssen. Das wird sie indes nur
können, wenn sie sich traut, das Mandat, das die Bürger ihr gegeben
haben, nämlich dafür zu sorgen, dass möglichst alles so bleibt, wie
es ist, tapfer zu überschreiten. Heute in einem Jahr werden wir
sehen, wie weit sie gekommen sind und wieweit wir in der Lage sein
werden, das auch zu akzeptieren, -, weil wir verstanden haben, dass
alles nur dann so bleiben kann, wie es ist, wenn sich alles
verändert.
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