(ots) - Erinnern und kämpfen
Den Deutschen geht es gut. So gut wie noch nie. Wer dies nicht
glauben mag, sollte einen Blick voraus ins nächste Jahr werfen: Der
Ausbruch des Ersten Weltkriegs jährt sich 2014 zum 100., der des
Zweiten Weltkriegs zum 75., der Fall der Mauer zum 25. Mal. Drei
zentrale Daten, die daran gemahnen sollten, dass das Schicksal des
Landes in den vergangenen Jahrzehnten auch anders hätte verlaufen
können. Ebenso geben die Stichtage zu bedenken, dass Frieden und
Freiheit nicht für alle Zeit bestehen müssen. Beides zu bewahren
gelingt nur, wenn die Deutschen die Erinnerung wachhalten und
gegenläufige Tendenzen bekämpfen. Fremdenfeindlichkeit zum Beispiel.
Sie ist überwunden? Weit gefehlt, wie Ressentiments gegen Bulgaren
und Rumänen gegenwärtig belegen. Nationale Anmaßung, sie wucherte nur
in Kaiser- und Nazizeit? Keineswegs, wie einige Forderungen in der
Euro-Krise zeigen. Die Verachtung Andersdenkender bleibt ebenfalls
verbreitet. Wellen von Hass trafen im zu Ende gehenden Jahr immer
wieder einzelne Menschen, mal Politiker, dann Sportler oder
Gottesmann: Als Teil einer Meute verlieren viele Menschen jedes
Mitgefühl. Auch der Staat widersteht zu selten der Versuchung,
vermeintlich wohlmeinend in die private Lebensführung einzugreifen.
Ein anderes, beträchtliches Risiko beschreibt die Kanzlerin in ihrer
Neujahrsansprache. Wenn die Politik der nächsten Generation keine
geordneten Finanzen übergibt, geht es Deutschland zwar gegenwärtig
wirtschaftlich so gut wie noch nie, aber wahrscheinlich auch so gut
wie nie wieder.
Burkhard Ewert
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