(ots) - Bei der Arbeitslosigkeit befindet sich Österreich in
einer seltsamen Lage: Das Land weist die niedrigste Quote in der EU
auf, aber die zweithöchste in seiner modernen Geschichte. Noch nie
haben so viele Menschen einen Job gesucht, aber auch noch nie waren
so viele beschäftigt. Und einiges, was Experten seit Jahren vehement
fordern - bessere Kinderbetreuung, damit Mütter früher wieder
arbeiten können, ein Anstieg des Pensionsantrittsalters -, wird das
Arbeitslosenproblem in den kommenden Jahren noch weiter verschärfen.
All das zeigt, dass es für dessen Lösung keine Patentrezepte gibt.
Österreich hat in den vergangenen Jahrzehnten vieles richtig gemacht,
vor allem im Bereich der Lehrlingsausbildung und Jugendbeschäftigung,
aber auch die Zahlen durch Frühpensionen geschönt. Eine rigide
Arbeitszeitverkürzung, wie sie in Frankreich probiert wurde, hat sich
als Bumerang erwiesen. Aber auch der deutsche Weg, durch eine Kürzung
der Notstandshilfen und die Schaffung eines Niedriglohnsektors die
Menschen zurück in den Arbeitsmarkt zu drängen, eröffnet neue soziale
Probleme, nämlich die der Millionen "working poor" , die sich
Österreich lieber ersparen will.
Zustände wie in Griechenland, Spanien oder auch Italien wird es
hierzulande sicherlich nicht geben. Aber unsere international
bewunderte Insel der Seligen ist immer mehr den Stürmen der
Globalisierung und des technologischen Wandels ausgesetzt, die den
Erhalt der Vollbeschäftigung erschweren.
Was tun? Vor Ausbruch der Weltfinanzkrise haben
Wirtschaftsforscher wie Wifo-Chef Karl Aiginger noch bei jeder
Gelegenheit Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur gefordert, um so
die Arbeitslosigkeit einzudämmen. Doch nun räumt er selbst ein, dass
die Wachstumsraten von früher nicht wiederkehren werden. Die für 2014
prognostizierten 1,8 Prozent entsprechen ungefähr dem
durchschnittlichen Wachstumspfad der kommenden Jahre. Das sichert all
jenen, die feste Jobs haben, den Lebensstandard, nicht aber den
Menschen am Rande unserer Arbeitswelt.
Diese teilen sich derzeit in zwei Gruppen: die älteren
Arbeitnehmer, die ab 50 aus den Betrieben herausgedrängt werden, und
die schlecht bis nicht Qualifizierten.
Für die erste Gruppe gibt es Hoffnung. Schließlich haben die
meisten jahrzehntelang ihre Fähigkeiten unter Beweis gestellt, und
nur die wenigsten sind zu krank zum Weiterarbeiten. Eine Änderung
der Unternehmenskulturen, neue finanzielle Anreize und flachere
Lohnkurven sollten eigentlich ausreichen, damit trotz späterer
Pensionierungen die Altersarbeitslosigkeit nicht weiter steigt.
Schlechter schaut es für all jene aus, die weder in der Schule
noch im Job etwas gelernt haben. Sie werden in der Industrie von
Maschinen verdrängt und im Dienstleistungssektor von Zuwanderern.
Hier kann der Sozialminister zwar an zahlreichen kleinen Schrauben
drehen, die Rudolf Hundstorfer gerne auflistet. Aber solange an
Österreichs Schulen Migrantenkinder weniger Chancen haben als
anderswo, wird der Pool der von Jugend an Unvermittelbaren kaum
schrumpfen.
Und selbst wenn es wider Erwarten doch noch zur großen
Bildungsreform kommt, wird die Vollbeschäftigung von einst nicht
wiederkehren. Selbst wenn die Politik sich noch so bemüht, können
nicht alle mit den immer härteren Anforderungen der neuen Arbeitswelt
mithalten.
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