(ots) - In der Amazon-Belegschaft formiert sich Protest
gegen Verdi: "Darstellungen entsprechen nicht der Realität"
Versandhändler und Gewerkschaft bleiben im neuen Jahr auf
Konfrontationskurs - Unterschriftenaktion gegen "negatives Bild"
Osnabrück.- Im Streit um die Tarifsituation beim
Online-Versandhändler Amazon sind die Fronten weiter verhärtet.
Während hessische Verdi-Vertreter am Wochenende ankündigten, die
Streiks ausweiten zu wollen, erfährt die Gewerkschaft allerdings
Gegenwind auch aus dem Kreis der Amazon-Beschäftigten. So haben nach
einem Bericht der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montag) 1018
Mitarbeiter der Standorte Leipzig und Bad Hersfeld mit einer
Unterschriftenaktion Ende Dezember erklärt, dass sie sich
"distanzieren von den derzeitigen Zielen, Argumenten und Äußerungen
der Verdi, die in der Öffentlichkeit über Amazon und damit über uns
verbreitet werden". Die Mitarbeiter betonen, dass das von der
Gewerkschaft erweckte "negative öffentliche Bild" sie "bis ins
Privatleben" verfolge. Verdis Darstellungen entsprächen "nicht der
Realität und nicht unserem täglichen Arbeitsleben", heißt es in dem
Aufruf, der der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vorliegt.
An den beiden bestreikten Standorten Leipzig und Bad Hersfeld
unterschrieben das Papier mehr Mitarbeiter als sich zuletzt an den
Vorweihnachtsstreiks beteiligt hatten. Am letzten Streiktag sollen es
nach Verdi-Angaben rund 650 gewesen sein. Ziel sind Verhandlungen
über eine Entlohnung nach dem Einzelhandelstarif.
Mit Blick auf die Unterschriftensammlung sagte Verdi-Sprecher Jan
Jurczyk der "Neuen Osnabrücker Zeitung", es komme vor, dass nicht
immer alle Beschäftigten einverstanden seien mit dem Vorgehen der
Gewerkschaft. Er nannte es bedenklich, dass einige Mitarbeiter
offenbar gar nicht mehr auf die Idee kämen, dass eine dauerhafte
Beschäftigung oberhalb eines doch eher geringen Verdienstes zu
erreichen sei. Er nehme die Sorgen der Unterzeichner zur Kenntnis.
Geschäftsmodelle, die ihren Erfolg daraus ableiteten, Mitarbeiter wie
auch bei der unlängst in die Insolvenz gegangenen Drogeriekette
Schlecker schlecht zu bezahlen, hätten allerdings keine
Rechtfertigung.
Das Unternehmen bekräftigte, an seinem Standpunkt festzuhalten.
Amazon-Sprecher Stefan Rupp sagte der Zeitung, das Unternehmen plane
auch für das neue Jahr nicht, die Einstufung der Mitarbeiter der
deutschen Logistikzentren zu verändern. Die Beschäftigten erhielten
einen guten Lohn. "Verdi hat unserer Sichtweise nichts entgegen
gesetzt als zu sagen, dass im Einzelhandel mehr bezahlt würde", sagte
Rupp. Das stimme zwar, aber Amazon sei der Logistikbranche und nicht
dem Einzelhandel zuzurechnen. Gespräche mit der Gewerkschaft seien
nach wie vor nicht vorgesehen.
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