(ots) - Vier Wochen vor den Olympischen Winterspielen im
russischen Sotschi macht Werner Schuster, der Bundestrainer der
deutschen Skispringer, eine ganz neue Erfahrung: Er erntet Kritik.
Einige Wintersportfans fordern sogar seinen Rücktritt. Die Debatte
nimmt Fahrt auf, vor allem in Internetforen. In einer Umfrage auf der
Seite http://www.skispringen.com erklärten zwei Drittel der
Teilnehmer, es sei ein Fehler gewesen, Martin Schmitt an Neujahr aus
dem Tournee-Team auszusortieren. Zwar konnte der 35 Jahre alte
Schwarzwälder nun wahrlich nicht mehr als Olympia-Hoffnung gelten.
Insofern hat Schuster menschlich hart, aber in der Sache konsequent
entschieden, als er seinen jungen Talenten den Vorzug gab. Allerdings
entbrannte die Kritik an Schuster spätestens in diesem Moment in
voller Schärfe. Man hat den Eindruck, dass der Trainer nach dieser so
unglücklich verlaufenen Vierschanzentournee zu retten versucht, was
zu retten ist. Er hofft, dass Andreas Wellinger, Richard Freitag,
Marinus Kraus, Karl Geiger und Co. im Kaukasus ein Ãœberraschungscoup
gelingen möge. Er bringt sie im Vorfeld der Spiele nun so oft wie
möglich zum Einsatz in der Erwartung, dass ihre Form sich ja
vielleicht tatsächlich stabilisieren könnte. Insofern entschied sich
Schuster eher für diese Nachwuchsspringer und weniger gegen Schmitt,
als er den Altmeister früherer Tage nach Hause schickte. Doch sein
Beschluss an Neujahr trug dazu bei, seine bislang unangefochtene
Stellung ins Wanken zu bringen. In der Tat steht seine Arbeit fast
sechs Jahre nach seinem Amtsantritt nun in der Olympiasaison auf dem
Prüfstand. Er hat viel erreicht, aber vieles eben auch nicht. Er trug
zusammen mit den rund 30 Skisprung-Trainern in Deutschland maßgeblich
dazu bei, junge Talente zu entwickeln. In der Breite können die
Athleten immer öfter überzeugen. Aber einen Siegspringer, der über
einen längeren Zeitraum hinweg stabile Leistungen an die Schanze
bringt, hat Schuster eben immer noch nicht. Er sollte also wenigstens
eine Team-Medaille aus Sotschi heimbringen. Gelingt ihm das nicht,
wird sich die Debatte um seine Arbeit gewiss intensivieren.
Schließlich unternimmt kein Land der Welt im Skispringen so große
Anstrengungen wie Deutschland.
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