(ots) - Sonntag, 27. Januar 2014, 1.45 Uhr
ZDF-History
Aus heiterem Himmel - Als die Natur Geschichte schrieb
Menschen machen die Geschichte, so heißt es. Doch das ist nur die
halbe Wahrheit. Vulkanausbrüche, Erdbeben oder Super-Stürme haben die
Geschicke der Menschheit oft mehr beeinflusst als Feldherren und
Visionäre. Eine der folgenschwersten Naturkatastrophen beschreiben
chinesische und römische Chronisten im Jahr 535 nach Christus. Warum
sich der Himmel über Monate verdunkelte und es plötzlich kälter
wurde, konnten sie sich nicht erklären. Doch die Folgen erschienen
vielen als Strafe der Götter: Missernten, Hungersnöte - und die erste
Pest-Epidemie der Geschichte. Erst heute, 1500 Jahre später,
ergründen Wissenschaftler die Ursache des dramatischen Klimawandels.
Ein anderer Fall zeigt, dass Katastrophen auch historischen
Fortschritt bewirken können: Als im 18. Jahrhundert ein Tsunami das
stolze Lissabon in Schutt und Asche legte, zerstörte er zugleich das
Gottvertrauen vieler Zeitgenossen - und legte den Grundstein für ein
neues aufgeklärtes Denken.
Und 1941 hätte Hitlers Wehrmacht ihren Siegeszug womöglich
fortgesetzt, wenn nicht ein extremer Wintereinbruch der Sowjetarmee
zu Hilfe gekommen wäre. Stattdessen wurde die Niederlage vor Moskau
zum Wendepunkt des Zweiten Weltkriegs. "ZDF-History" unternimmt eine
Zeitreise durch die Jahrtausende und zeigt anhand von aufwändigen
Computeranimationen und Spielszenen, wie die Natur Geschichte
schrieb.
Sonntag, 9. Februar 2014, 0.20 Uhr
Chronist des Todes
Das Leben des Curtis Mozie Film von Annette Brieger, Oliver
Divaris und Ulf Röller
Es ist Nacht in den Straßen von Washington DC. An einer
verlassenen Kreuzung sucht Curtis Mozie Schutz. "Jeden Sommer ballern
die aufeinander. Die Schüsse, das ist eine AK 47 - was macht eine
solche Kriegswaffe auf den Straßen von Washington?", fragt Curtis.
Während er redet, fallen weitere Schüsse.
Seit fast 30 Jahren filmt der Sozialarbeiter das Leben und das
Sterben der schwarzen Jugendlichen in der US-Hauptstadt. Wenige
Häuserblocks vom Weißen Haus entfernt erschießt sich Amerikas Jugend.
Curtis ist mit seiner Kamera dabei. Er begleitet die Kids, wenn sie
Basketball spielen, wenn sie feiern, wenn sie schwerverletzt ins
Krankenhaus gebracht werden, wenn ihre Angehörigen die Todesnachricht
bekommen und wenn sie ihre Kinder zu Grabe tragen. Curtis ist ein
Chronist des Todes. Seine Abschiedsfilme sind das Vermächtnis der
Opfer. "Die Kids kommen zu mir. Film mich, sagen sie. Wenn ich
sterbe, gibt es wenigstens Bilder, die an mich erinnern."
Ulf Röller, Annette Brieger und Oliver Divaris haben Curtis Mozie
mehrere Monate lang mit der Kamera begleitet. Seine Wohnung nennt der
Sozialarbeiter "Safehouse". Wer hierher kommt, der ist sicher. Und es
kommen viele Kids. Denn Curtis' Wohnung ist auch zu einer
Gedenkstätte geworden. An den Wänden hängen die ausgelöschten Leben
als Fotos.
Im "Safehouse" lernt das Team des ZDF-Studios Washington auch Buda
und Dre kennen. Curtis fürchtet um das Leben der beiden jungen
Männer. Denn sie sind die meiste Zeit auf der Straße, nehmen Drogen,
haben manchmal einen Gelegenheitsjob. Buda gibt offen zu: "Ich würde
auf jemanden schießen, um mich selbst zu schützen. Und für meine
Familie würde ich auch jemanden umbringen." Curtis fühlt sich für
beide verantwortlich, denn sie sind die Brüder seines besten Freundes
Apple, der erst vor kurzem erstochen wurde. "Ich will, dass ihr lebt
- und nicht endet wie euer Bruder", mahnt er.
Seit Apple in seinen Armen gestorben ist, hat sich Curtis
verändert. Hunderte hat er schon sterben sehen, aber Apple war sein
bester Freund. "Mit Apple starb ein Teil von mir", sagt er. "Manchmal
gehe ich die Straße entlang, und alles stürzt auf mich ein. Ich
durchlebe den schrecklichen Moment noch einmal. Ich kann es nicht
mehr ertragen, der ewige Schmerz, die Depression." Curtis ist wegen
seiner Panikattacken inzwischen in Behandlung, muss Psychopharmaka
nehmen.
Nach all den Jahren ist Curtis am Ende. "Ich will auf jeden Fall
raus. Raus aus diesem Haus. So viel Tod, so viele Erinnerungen an
Menschen, die nicht mehr sind. Aber wer kümmert sich dann um die
jungen Menschen?", fragt er. Curtis will ein neues Leben anfangen.
Der Chronist des Todes droht zusammenzubrechen. Bevor er seine Kamera
ausmacht, sagt er noch: "Einfach nur frei sein."
Die Dokumentation "Chronist des Todes" ist ein Porträt über
Curtis' Leben. Das Besondere des Films - Curtis Mozie erzählt seine
Geschichte selbst, mit seinen eigenen Worten, mit den von ihm
gefilmten und erschreckenden Bildern, die die Gewalt, den Frust und
die Hoffnungslosigkeit auf den Straßen von Washington zeigen.
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