(ots) -
- Energieeffizienz ist Chefsache
- Erhebliche Potenziale bei Kostensenkung und Umsatzwachstum
- Durch Energieeffizienzprogramme bis zu zwei Prozent
Profitabilitätssteigerung möglich
- Positive Auswirkungen auf Attraktivität als Arbeitgeber
- Neun Stellhebel zur Erhöhung der Energieeffizienz
Noch vor wenigen Jahren war Energieeffizienz Angelegenheit des
Werksleiters, heute ist das Thema Chefsache. Die Gründe liegen auf
der Hand: Bald schon wird es vom Gesetzgeber festgelegte
Energieeffizienzstandards geben, denn die europäische
Energieeffizienzrichtlinie 2012/27 muss in allen EU-Ländern umgesetzt
werden. In Deutschland werden die Ökosteuererleichterungen der
Unternehmen daran gekoppelt, dass ein Energieeffizienzmanagement nach
DIN existiert und bestimmte Schwellenwerte eingehalten werden.
Führende Produktionsunternehmen zeigen schon heute, dass
Energieeffizienz enorme Potenziale freisetzen kann. Wer direkte und
indirekte Energiekosten senkt, kann innerhalb von drei Jahren seine
Profitabilität um durchschnittlich zwei Prozent steigern. Die
Vorreiter bestätigen, dass eine höhere Sensibilität für das Thema
Energieeffizienz im Unternehmen häufig zu neuen Produkten und
Dienstleistungen führt, und damit zu mehr Umsatz.
Energieeffizienzprogramme verbessern zudem die
Arbeitgeberattraktivität, die Mitarbeiterzufriedenheit und die
Nachhaltigkeit. Die aktuelle Studie "Hidden Treasure - Why energy
efficiency deserves a second look" der internationalen
Managementberatung Bain & Company zeigt, wie Unternehmen mit neun
Hebeln ihre Energieeffizienz steigern können - von der technischen
Optimierung der Produktionsprozesse bis zur Mobilisierung der
Mitarbeiter.
Im Jahr 2002 startete der Chemiekonzern BASF ein umfassendes
Energieeffizienzprogramm - zunächst mit dem Ziel, Kosten zu senken.
Bald zeigte sich, dass Energieeffizienz nicht nur eine technische
Aufgabe ist, sondern auch eine kulturelle. Denn viele Maßnahmen
benötigen die Mitarbeit auf allen Hierarchieebenen. Heute ist
Energieeffizienz ein wichtiger Baustein der Nachhaltigkeitsagenda des
Unternehmens und prägt das Selbstverständnis sowie die Kultur von
BASF. Das Thema steht unter der Führung des CEO und wird weltweit in
zahlreichen Initiativen umgesetzt - und immer mehr Mitarbeiter
identifizieren sich mit den Energiesparzielen. Wie weit das gehen
kann, zeigt die jüngst von und für BASF-Mitarbeiter herausgegebene
Broschüre zum Energiesparen zu Hause und am Arbeitsplatz.
"Was wir bei BASF sehen, spiegelt die allgemeine Entwicklung
wider. Das Thema Energieeffizienz ist aus der Kostensenkungsecke
herausgetreten", berichtet Oliver Strähle, Studienautor und Leiter
der Industrie-Praxisgruppe von Bain & Company im deutschsprachigen
Raum. "Achtsam mit Energie umzugehen und den richtigen Energiemix zur
richtigen Zeit zu beziehen, ist heute Teil des Selbstverständnisses
und der Kultur energieeffizienter Unternehmen." Denn Energieeffizienz
steigert die Attraktivität als Arbeitgeber, prägt das
Unternehmensimage und ist Teil der gesellschaftlichen Verantwortung.
Gleichzeitig steigern Energieeffizienzprogramme den Gewinn und
kurbeln die Umsätze an - durch neue energieeffiziente Produkte und
mit neuen Dienstleistungen zur Steigerung der Energieeffizienz bei
den eigenen Kunden.
Energieeffizienz wird zur Pflicht
Auch die staatlichen Lenkungsinstrumente entwickeln sich weiter
und machen Energieeffizienz zu einem Compliance-Thema: Seit der
Einführung der Ökosteuer in Deutschland 1999 können produzierende
Unternehmen einen Spitzenausgleich geltend machen. Davon profitierten
2012 rund 100.000 Firmen. Für 2013 und 2014 wird der Spitzenausgleich
nur noch gewährt, wenn ein Energiemanagement nach DIN EN ISO 50001
oder ein EU-Ökoaudit zumindest begonnen wurden. Ziel dieser Normen
ist es, Organisationen beim Aufbau von Systemen und Prozessen zur
Verbesserung ihrer Energieeffizienz zu unterstützen. Ab 2016 müssen
Unternehmen ein Energie- oder Umweltmanagementsystem verpflichtend
nachweisen. Ähnlich ist die Situation in der Schweiz. Im Rahmen der
Energiestrategie 2050 sollen Unternehmen, die sich durch
Zielvereinbarungen zu Energiesparprogrammen verpflichten, von
finanziellen Anreizen profitieren.
Plus zwei Prozent Rohmarge
Obwohl Energieeffizienz kein reines Kostenthema mehr ist, sind
Einsparungen Pflicht. Die Bain-Studie zeigt, dass in der Bilanz eines
durchschnittlichen Produktionsunternehmens rund fünf Prozent direkte
Energiekosten stehen. Davon können in der Regel bis zu 30 Prozent
binnen drei Jahren eingespart werden. Hinzu kommen weitere
Einsparungen bei den indirekten Energiekosten, die sich auf noch
einmal 50 Prozent der direkten Kostensenkungen addieren - aufgrund
reduzierter Wartung, geringeren Materialeinsatzes und weniger
Abfallstoffe. Ein gutes Risikomanagement ist ein weiterer wichtiger
Punkt. Denn wer den Energieverbrauch seines Unternehmens genau kennt,
kann die hohe Volatilität der Energiepreise besser absichern und mit
sogenannten Demand-Response-Programmen sogar davon profitieren.
"Im Schnitt können produzierende Unternehmen durch ein
Energieeffizienzprogramm bis zu zwei Prozent
Profitabilitätssteigerung erzielen, energieintensive Unternehmen
sogar noch mehr", schlussfolgert Dr. Kim Petrick, Co-Autor der Studie
und Energieexperte bei Bain & Company. "Das ist eine so signifikante
Größenordnung, dass Energieeffizienz mittelfristig über die Zukunft
des Produktionsstandorts Europa mitentscheiden wird."
Zahlreiche positive Begleiterscheinungen
Diese Einschätzung teilen auch Vorreiter wie GE, Dow oder BASF.
Der Chemiekonzern Dow hat nach eigenem Bekunden seit Beginn seines
Effizienzprogramms 1995 insgesamt 24 Milliarden US-Dollar eingespart.
GE und BASF verweisen auf zahlreiche weitere Vorteile: Sie sind
attraktiver für Investoren, Kunden und Bewerber und haben
engagiertere Mitarbeiter sowie eine geringere Personalfluktuation.
Darüber hinaus hat sich die Zusammenarbeit mit Kunden und Lieferanten
verbessert. Zudem berichten sie, dass die gestiegene Sensibilität im
Unternehmen gegenüber dem Thema Energieeffizienz auch zu
Produktverbesserungen geführt hat. Und nicht zuletzt entstehen neue
Geschäftsideen rund um Produkte und Services, die den Kunden helfen,
selbst energieeffizienter zu werden.
Energieeffizienz betrifft das ganze Unternehmen
Auch wenn technische Veränderungen in der Produktion die Basis
aller Energieeffizienzmaßnahmen sind, sind sie nur ein kleiner Teil
der zu bewältigenden Aufgabe. Bain hat neun Hebel für eine
erfolgreiche und dauerhafte Umsetzung eines Energieeffizienzprogramms
identifiziert, die sich über drei Bereiche erstrecken:
Kernproduktionsprozesse, Infrastruktur und Wertschöpfungskette sowie
Organisation und Mitarbeiter (vgl. Abb. 1 "Neun Hebel zur
erfolgreichen Umsetzung").
In der Produktion kann der Einsatz alternativer Energien die
Versorgung optimieren, zum Beispiel Kraft-Wärme-Kopplung zur
simultanen Erzeugung von Strom und Wärme oder die Nutzung von
Abwärme. In den heutigen Produktionsprozessen steckt häufig auch noch
viel Potenzial, um Abfallstoffe zu reduzieren oder Nachwärmung
abzustellen. Auch die Entwicklungs- und Einkaufsabteilungen müssen
eng mit einbezogen werden. Denn ihre Aufgabe ist es, für heutige und
künftige Produktgenerationen energieärmere Vorprodukte und Verfahren
zu ermöglichen und gegebenenfalls auch den Energieverbrauch der
eigenen Produkte zu optimieren.
Neue Energieeffizienzziele im Unternehmen verändern auch die Sicht
auf die Wertschöpfungskette. Das Management definiert die eigene
Kernwertschöpfung und Wertschöpfungstiefe ganz neu, und kann auf
dieser Basis die Zusammenarbeit mit den Lieferanten anpassen. Weitere
Einsparungen können Firmen erreichen, indem sie Infrastruktur und
Anlagen nachrüsten oder erneuern, denn viele Industrieanlagen und
Bürogebäude stammen noch aus einer Zeit, als Energie günstig und
reichlich vorhanden war.
Ein zentraler Erfolgsfaktor für ein energieeffizientes Unternehmen
ist der Kulturwandel im eigenen Haus - und der funktioniert nur, wenn
das Thema dauerhaft und sichtbar vom Topmanagement unterstützt und
getragen wird. Klar definierte und von Anfang an ambitionierte
Energiesparziele sind ebenso wichtig wie ein engagiertes Management
und eine intensive Kommunikation. Um alle theoretisch möglichen
Einsparungen in der Praxis zu realisieren, muss die Bedeutung von
Energieeffizienz von allen Mitarbeitern im Unternehmen verinnerlicht
werden. Nur so ist sie die Basis für kreative Ideen entlang der
gesamten Wertschöpfung und führt zu Verhaltensänderungen.
Energieeffizienz wird für Industrieunternehmen eine wichtige Rolle
spielen, wenn sie in der kommenden Dekade wettbewerbsfähig bleiben
wollen. "Das Thema Energieeffizienz ist noch jung, die gesetzlichen
Rahmenbedingungen dazu entstehen gerade erst und die Unternehmen
lernen noch, strukturiert mit dieser Herausforderung umzugehen", sagt
Bain-Partner Strähle. "Aber die Vorreiter, die sich bereits auf den
Weg gemacht haben, können schon sehr beeindruckende Erfolge
vorweisen. Das fordert zum Nachahmen auf."
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