(ots) -
Mittwoch, 15. Januar 2014, 22.45 Uhr
ZDFzoom
Teure Tabletten
Pillen, Preise und die Pharmaindustrie
Film von Klaus Balzer
Rund 30 Milliarden Euro geben die gesetzlichen Krankenkassen bei
uns jährlich für Medikamente aus, Tendenz steigend. Fast nirgendwo
auf der Welt sind Arzneimittel so teuer wie bei uns. "ZDFzoom" fragt:
Warum eigentlich?
Laut Arzneimittelgesetz können pharmazeutische Unternehmen -
sobald ein Medikament zugelassen ist - den Preis völlig frei
bestimmen. Sogar dann, wenn Medikamente gegenüber den bereits auf dem
Markt befindlichen keinen neuen Nutzen enthalten. Mit dem
"Arzneimittel-Neuordnungsgesetz" von 2011 sollte ein Instrument zur
Kostendämpfung geschaffen werden. Eine "frühe Nutzenbewertung" neuer
Medikamente innerhalb des ersten Jahres nach Zulassung sollte
feststellen, ob tatsächlich ein Zusatznutzen gegenüber älteren
Medikamenten besteht. Auf dieser Basis handeln Krankenkassen und
pharmazeutische Hersteller dann einen verbindlichen Preis aus. Nur:
Diese Verhandlungen sind geheim, Gründe für die Preisfestsetzung
dürfen nicht offengelegt werden.
Der GKV, der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen, ist
von der Wirkung des Gesetzes enttäuscht. "Erhoffte
Milliardeneinsparungen sind ausgeblieben", sagt Florian Lanz,
Sprecher des GKV. Auch deshalb, weil Pharmaunternehmen immer neue
Wege finden, das Gesetz zu umgehen. So werden bewährte Medikamente
vom Markt genommen, um exakt die gleiche Pille mit bis zum 40-Fachen
des bisherigen Preises neu auf den Markt zu bringen - und der
Gesetzgeber zeigt sich machtlos.
Prof. Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission
der deutschen Ärzteschaft, kritisiert: "Maximal eins von sechs neuen
Medikamenten hat einen tatsächlichen Zusatznutzen", sagt Ludwig und
verweist darauf, dass dennoch extrem hohe Preise für die Medikamente
verlangt werden.
Pressekontakt:
ZDF Presse und Information
Telefon: +49-6131-70-12121