(ots) - Wo die Freundschaft aufhört
Deutschlands Beziehungen zu den Vereinigten Staaten sind
traditionell erheblich enger als etwa zu Russland oder China. Oft ist
von unseren amerikanischen Freunden die Rede. Aber selbstverständlich
wird man von guten Freunden nicht belogen oder jahrelang abgehört.
Daher bleibt es ein Ärgernis, dass sich nach wie vor keine
Einigung über ein Abkommen zum Spionageverzicht mit den USA
abzeichnet. Die Amerikaner wollen nicht einmal die Zusage geben, dass
sie auf das Abhören der deutschen Regierungsmitglieder und
politischen Amtsträger verzichten.
Warum? Ist es die Angst vor Terror-Anschlägen wie am 11. September
2001, die ja auch in Deutschland vorbereitet wurden? Hat es mit einem
übersteigerten Selbstbewusstsein der amerikanischen Geheimdienstler
zu tun, mit ihrem Wissen, am längeren Hebel zu sitzen? Oder damit,
dass andere Länder Ähnliches verlangen könnten?
Über die Gründe lässt sich nur spekulieren. Zweifellos hat nicht
jeder US-Politiker und Geheimdienstler der National Security Agency
(NSA) begriffen, wie tief das Vertrauensverhältnis durch die
Datenschnüffelei gestört ist - zumal das Abhören von Angela Merkels
Handy wohl mit Billigung von US-Präsident Barack Obama geschah.
Zumindest eines haben die Amerikaner mit ihrem Zögern erreicht:
dass sich die schwarz-rote Koalition wenigstens in der Forderung nach
einem Geheimdienstabkommen einig ist.
Christof Haverkamp
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