Otto Sauter ist als führender Piccolo Trompeter weltweit bekannt. An internationalen Hochschulen, in Meisterkursen und im privaten Unterricht, stößt er weltweit immer wieder auf die gleichen grundlegenden Probleme in der Trompetenausbildung.
(firmenpresse) - Er sitzt in einem Saal mit rund 70 Trompetern in Puebla, Mexico, während der Internationalen Rafael Mendez Trompeten Festivals 2013. Das Festival wurde von dem führenden Mexikanischen Trompeter, Armando Cedillo, gegründet mit Unterstützung u.a. der mexikanischen Musiker Gewerkschaften und TV Anstalten. Hunderte von Trompetern nehmen jedes Jahr an den Meisterkursen großer internationaler Trompeter wie dem Cubaner Arturo Sandoval, den Amerikanern David Hickman und Doc Severisen u.v.m. teil. Die Konzertprogramme mit Solokonzerten aus Klassik und Jazz bis hin zu Mariachi Musik sowie in den letzten 2 Jahren von Otto Sauter’s Ten of the Best, ziehen regelmäßig ein breites Publikum an.
2013 fand das Festival zum ersten Mal in Puebla der Hauptstadt mit 1.5 Mio Einwohnern des gleichnamigen zentralmexikanischen Bundesstaates Puebla, rund 1,5 stunden östlich von Mexico City, statt. Von den beiden Zwillingsvulkanen des Bundesstaates, dürfte der Popocatépetl den meisten ein Begriff sein. Ganz in der Nähe von Puebla, in Cholula, befindet sich die größte Pyramide der Welt mit einem Volumen von 4,45 Mio. Kubikmetern.
Vom Trompetenstudenten bis Trompetenlehrer und Solotrompetern aus verschiedenen Mexikanischen Orchestern sind Trompeter unterschiedlichster Levels angereist, die zum Teil Tagesfahrten mit dem Bus hinter sich haben, um in diesem Jahr wieder an den Meisterkursen von Otto Sauter teilzunehmen.
„Die typische Frage neuer Studenten lautet immer: „Ich komme nicht hoch genug, was kann ich tun?“ Sie haben dabei nur das eine Ziel im Kopf, hoch zu spielen, verstehen aber die Grundlagen gar nicht. Und wie in jeder Disziplin, geht auch bei der Trompete nichts ohne die richtige Technik. Dabei sind 2 Punkte erst Mal entscheidend: Das richtige Mundstück und der richtige Ansatz“, so Otto Sauter.
Wenn er in einen neuen Meisterkurs kommt, findet er, egal wo auf der Welt zu 70-80 Prozent Studenten mit einem zu kleinen Mundstück und falscher Ansatztechnik. „Mit einem zu kleinen Mundstück setzt man im roten Lippenbereich an“, so Sauter „und das darf nicht sein. Wenn ein zu kleines Mundstück auf die Lippen trifft, können die Lippen nicht mehr richtig vibrieren. Können die Lippen nicht richtig vibrieren, gibt es keinen korrekten Ton und an Ausdauer braucht man dann auch nicht zu denken. So einfach ist das. Es ist egal, wie lange man übt, wie viel Mühe man sich gibt, man wird es nicht schaffen. Es ist, als würde man sich mit Schuhgröße 45 in einen 39er Schuh zwängen und soll dann auch noch zu einem Hundertmeterlauf antreten. Kein Mensch würde das tun und es leuchtet jedem ein, aber bei der Wahl des richtigen Mundstückes wird dieser Faktor regelmäßig übersehen.“
Einen Studenten nach dem anderen geht er durch und kontrolliert mit ihm das Mundstück und den Ansatz. Leider sieht es bei den Profis auch nicht viel besser aus, weder bei den Lehrern noch bei den Orchestertrompetern. Mehr als die Hälfte von ihnen spielen mit einem Mundstück, das nicht richtig passt. „Das liegt daran, das sie durch die Ansatzprobleme bedingt, die schlechte Höhe mit dem kleineren Mundstück zu verbessern versuchen.“
„Was den Ansatz angeht, so haben extrem viele Trompeter einen Reflex. Man sieht es sofort, wenn sie das Mundstück ansetzen, dann ziehen sie zum Beispiel eine Seite der Lippen hoch oder die Mundwinkel werden stärker als normal nach hinten gezogen und schon verändert sich die natürliche Position.“
Ein Trompetenlehrer kommt zu Otto Sauter nach vorne, der auch einen Reflex hat, von dem er nichts weiß. Sauter sieht es sofort und bittet eine Trompeterin, die schon in den vergangenen 2 Jahren zu seinen Meisterkursen in Mexico City gekommen war, im ihren Spiegel zu geben, den sie zum Üben seitdem immer bei sich hat. Ein Lächeln fährt allen ins Gesicht, als sie heute einen Spiegel, so groß wie ein Wandspiegel in einem Badezimmer, aus ihrem Rucksack holt, den sie extra für die Meisterkurse besorgt hat. Sie stellt ihn auf ein Notenpult und Otto Sauter beginnt mit dem Trompetenlehrer zu arbeiten.
„Ich selbst hatte als Jugendlicher einen Reflex, von dem ich aber natürlich zuerst nichts wusste. Um die Probleme, die dadurch entstanden sind auszugleichen, habe ich mehr und mehr gearbeitet, Stunde um Stunde zusätzlich geübt, aber gebracht hat das gar nichts - im Gegenteil. Irgendwann ging plötzlich nichts mehr, so wie es mal war. Dann habe ich mich vor den Spiegel gesetzt und alles genau beobachtet und in kleinsten Schritten erst mal nur mit dem Mundstück begonnen zu arbeiten. Immer und immer wieder, bis der Reflex weg war.
Das schlimmste ist, dass viele Trompeter sich der Probleme nicht bewusst sind und auch nicht dessen, wie alles funktioniert. Das ist so lange kein Problem, wie alles einfach läuft und funktioniert. Geht jedoch mal etwas schief und der Faktor Angst kommt beim Spielen noch dazu, weil man auf der Bühne steht und die Töne nicht richtig kamen, dann entsteht eine Negativspirale aus Unsicherheit, Angst, Druck die sich immer weiter abwärts dreht. Nur wenn man seinen Körper bewusst steuern kann, ist man in der Lage in solchen Situationen die volle Leistung zu bringen.“
Der Meisterkurs ist an diesem Tag für 4 Stunden angesetzt. Nach 7 Stunden beendet Otto Sauter ihn und hat noch lange nicht alle Fragen beantwortet, aber morgen ist auch noch ein Tag.
„Ich unterrichte sehr gerne hier in Mexiko. Die mexikanische Freundlichkeit und Herzlichkeit machen die für uns, um es vorsichtig zu formulieren, „ungewöhnliche“ mexikanische Organisation wieder wett. Dass Land hat eine sehr starke Trompeten Tradition, die von innen heraus kommt, durch die Mariachi Musik und Rafael Mendez, den legendären Mexikanischen Trompeter, dessen Name dieses Festival auch trägt. Ich mag die Mentalität hier in Mexiko. Alle sind mit extrem viel Herzblut und Liebe zum Trompetenspiel bei der Sache.“
Mexico, Puebla, 10.11.2013
M.M.
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