(ots) - Kinder und Rente: Die falschen Fragen
Wieder so eine Studie, die das Elternsein aufs Geld reduziert.
Dabei stimmt ja: Verhieß eine große Kinderschar in früheren Zeiten
ein materiell gesichertes Alter, indem der Nachwuchs einen versorgte,
gilt inzwischen das Gegenteil. Von dieser nicht gerade neuen
Erkenntnis abgesehen, wirft die Bertelsmann-Studie aber viel
grundsätzlichere Fragen auf. Die erste: Warum geht es so unfassbar
oft ums Geld, wenn von Kindern die Rede ist? Wieso wird nicht
häufiger der mangelnde gute Wille beklagt, sei es bei Behörden und
Arbeitgebern oder, oft genug, im Freundes- und Bekanntenkreis? Wieso
geht es nicht auch um die Ängste? Und schreckt wirklich nur das Geld
ab, oder was ist mit der unglaublichen Menge an Papierkram, den ein
Kinderleben mit sich bringt? Wieso wird nicht darüber gesprochen,
dass Kinder, ob in Filmen oder Studien, viel zu häufig als Gefahr,
nicht als Glück gelten?
Der zweite Punkt: Das eigentliche Problem ist nicht die
Rentenhöhe, sondern es sind die milliardenschweren
familienpolitischen Leistungen. Da kann die Koalition noch so viele
Zahlungen draufsatteln: Es handelt sich um Klientelpolitik, nicht um
Reformen, die für Gerechtigkeit sorgen. Im Gegenteil, genau das
Bestreben, mit unzähligen Sonderregeln alle Lebenslagen abbilden zu
wollen, hat zu einem Zerrbild geführt. Beispiel gefällig? Da gibt es
das Kindergeld, das die Eltern prompt wieder für Betreuungskosten
abgeben müssen, die dann wiederum die Steuerlast senken. Geht das
nicht einfacher? Mithin gehört wesentlich mehr auf den Prüfstand, als
Union und SPD mit ihrem Rentenpaket glauben machen wollen oder die
jetzige Studie moniert.
Burkhard Ewert
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