(ots) - Klitschko läuft die Zeit davon
Das Auflodern der Gewalt in Kiew belegt: Es steht nicht gut um die
ukrainische Protestbewegung. Die Wut auf das Regime des Präsidenten
Viktor Janukowitsch wächst, aber zugleich nimmt auch der Frust über
die Wirkungslosigkeit der bisherigen Opposition zu. Aus der Masse der
gemäßigten Demonstranten stößt inzwischen ein gewaltbereiter Block
vor, der nicht mehr an eine friedliche Einigung glaubt. Vitali
Klitschko ist das Gesicht der Opposition, aber nicht ihr Kopf. Die
Einigung der zerstrittenen Gruppen lässt auf sich warten. Klitschko
spricht inzwischen von der Gefahr eines Bürgerkrieges. Seine Sorge
ist begründet. Denn wenn immer größere Teile der Protestbewegung sich
radikalisieren, schwindet auch die letzte Chance auf eine Allianz der
Oppositionellen, wie sie vor fast zehn Jahren die Orange Revolution
zum Erfolg führte. Janukowitsch wird weiterhin versuchen, die Krise
auszusitzen. Dabei arbeitet die Zeit für ihn: Je häufiger radikale
Demonstranten in Kiew zu Gewalt greifen, desto schneller wird die
Opposition ihren Rückhalt in der ukrainischen Bevölkerung verlieren.
Vitali Klitschko weiß das. Wenn er die Oppositionsgruppen jetzt nicht
vereint und Janukowitsch zu keinen ernst zu nehmenden Zugeständnissen
bewegt, droht weitere Radikalisierung aufseiten der Demonstranten und
völlige Blockade bei der Regierung. Noch hat Klitschko eine Chance.
Der Ukraine ist zu wünschen, dass er sie ergreift.
Christian Schaudwet
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