(ots) -
Im Gesamtjahr 2013 wurden 26.733 Unternehmen in Deutschland
zahlungsunfähig - 9,7 Prozent weniger als im Vorjahr. "Wir beobachten
bei den Firmeninsolvenzen den vierten Rückgang in Folge", kommentiert
Bürgel Geschäftsführer Dr. Norbert Sellin die aktuellen Zahlen. Da
das Wirtschaftswachstum in Deutschland 2013 0,4 Prozent betrug und im
laufenden Jahr laut Experten auf rund 1,5 bis 1,7 Prozent steigen
soll, rechnet Bürgel auch im aktuellen Berichtsjahr mit weniger
Unternehmensinsolvenzen: "Insolvenzstatistiken bilden die
Vergangenheit ab - daher werden aufgrund der wirtschaftlichen Lage
auch 2014 weniger Firmen Insolvenz anmelden müssen", so Dr. Sellin.
Bürgel rechnet für das Jahr 2014 mit einem Rückgang auf 26.200
Insolvenzen.
Bei der Jahresprognose ergeben sich jedoch Risiken: So ist die
Konjunktur in einigen Mitgliedsländern des Euroraumes weiterhin mit
Unsicherheiten behaftet. Sofern sich hier andere Entwicklungen
ergeben, müsste entsprechend auch die Insolvenzprognose für 2014
angepasst werden.
Im Jahr 2014 drohen in Deutschland zudem Firmeninsolvenzen durch
die Umstellung auf das Zahlungssystem Sepa. Vielen Firmen ist nicht
bewusst, dass sie kein Geld mehr per Lastschrift mit dem alten,
bisher genutzten Verfahren einziehen können, wenn sie nicht die
Umstellung vorbereiten. "Es kann zu Beeinträchtigungen innerhalb der
Liquiditätsversorgung bei den Unternehmen kommen, wodurch im
schlimmsten Fall sogar eine Insolvenz droht", so der Bürgel
Geschäftsführer. Auch durch diesen Aspekt kann die Zahl der
Firmeninsolvenzen 2014 erhöht werden.
Die Ursachen für die aktuelle Entwicklung bei den Fallzahlen sieht
Dr. Sellin im stabilen und positiven konjunkturellen Umfeld mit einem
Wirtschaftswachstum von 0,4 Prozent, das vor allem aus der starken
und robusten Binnennachfrage resultiert. Diese wirkt sich positiv auf
die Beschäftigungsquote und die Lohnzuwächse aus. Der Arbeitsmarkt
zeigte sich das ganze Jahr über in guter Verfassung.
"Die Unternehmen profitieren von der höheren Binnennachfrage
seitens der privaten Konsumenten", so Dr. Sellin. Denn die Exporte
stiegen 2013 nur um 0,6 Prozent, nach einem Plus von 3,2 Prozent in
2012. Die schlechte Konjunktur in der Euro-Zone und die Abkühlung auf
wichtigen Absatzmärkten wie China belasteten das Geschäft der
Exporteure. Aber auch die gute Zahlungsmoral der Unternehmen
verhinderte weitere Insolvenzen. Weniger Zahlungsausfälle schonen die
Liquidität von Lieferanten und Kreditgebern, so dass 2013 weniger
Dominoeffekte gemessen wurden, bei denen zahlungsunfähige Unternehmen
auch bei anderen Firmen für Liquiditätsengpässe sorgen und im
Extremfall diese mit in die Insolvenz treiben. Zum Jahresende 2013
kamen 16,1 Prozent der Unternehmen in Deutschland ihren
Zahlungsverpflichtungen verspätet oder gar nicht nach.
"Allerdings trüben mehrere negative Aspekte diese Euphorie",
analysiert Dr. Sellin. Insolvenzen sind nach wie vor ein Problem mit
hoher volkswirtschaftlicher Relevanz. Durch Firmeninsolvenzen
entstehen für Unternehmen und Gläubiger jedes Jahr Schäden in
Milliardenhöhe. In Deutschland beliefen sich diese im Jahr 2013 auf
rund 26,5 Milliarden Euro.
Zweitens steigen die Fallzahlen bei den insolventen Unternehmen in
vier Bundesländern - vor allem in Hamburg mit einem Plus von 21,9
Prozent.
Drittens steigen die Firmeninsolvenzen in einzelnen Branchen an
bzw. verharren auf einem überdurchschnittlichen Niveau. Insbesondere
die Speditions- und Logistikbranche, die Druckindustrie, der Versand-
und Internethandel, die Solarbranche und das Baugewerbe sind
überdurchschnittlich stark von Firmeninsolvenzen betroffen.
Viertens war ein Viertel (26,7 Prozent) der Unternehmen, die im
Untersuchungszeitraum 2013 Insolvenz anmelden mussten, nur bis zu
zwei Jahre am Markt aktiv. Dies ist ein Indikator dafür, dass es
Neugründer weiterhin schwer haben. Gerade in der Startphase sorgt vor
allem eine fehlende Kapitalausstattung für
Finanzierungsschwierigkeiten junger Unternehmen. Auch scheitern
Neugründungen, wenn sich deren Geschäftsideen als nicht marktgerecht
erweisen.
Und den Gründern machen vor allem Marktveränderungen, strategische
Fehlentscheidungen und mangelnde fachliche Kompetenz zu schaffen.
Fünftens bleibt die sogenannte Unternehmergesellschaft
(haftungsbeschränkt) eine risikobehaftete Rechtsform. Im Vergleich
zum Vorjahr steigen die Fallzahlen in diesem Segment 2013 um 16,5
Prozent. Firmeninsolvenzen führen sechstens auch immer zu
Arbeitsplatzverlusten. 2013 geht Bürgel von rund 150.000 Betroffenen
aus.
Beim Ländervergleich gehen sowohl bei den absoluten, als auch bei
den relativen Werten ("Insolvenzquote") die meisten Firmeninsolvenzen
auf das Konto von Nordrhein-Westfalen - mit 9.256 zahlungsunfähigen
Unternehmen absolut bzw. 123 Fällen je 10.000 Unternehmen. Es folgen
Sachsen-Anhalt (89 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen), Bremen (86)
und Berlin (81). Der Bundesdurchschnitt liegt bei 74 Insolvenzen je
10.000 Firmen. Am wenigsten Unternehmensinsolvenzen melden indes
Baden-Württemberg - hier mussten nur 42 Firmen je 10.000 Insolvenz
anmelden -, Bayern (48) und Mecklenburg-Vorpommern (49).
Obwohl die Zahl der Firmeninsolvenzen 2013 gegenüber dem Vorjahr
im Bundesdurchschnitt um 9,7 Prozent sinkt, steigen die
Insolvenzfälle in vier der sechzehn Bundesländer: Allen voran hat
Hamburg mit einem Zuwachs um 21,9 Prozent auf 907 Insolvenzen zu
kämpfen. Und auch in Sachsen-Anhalt (plus 5,3 Prozent), Hessen (plus
4,2 Prozent) sowie Berlin (plus 0,5 Prozent) steigen die Insolvenzen
im Untersuchungszeitraum.
Den stärksten Rückgang hingegen verzeichnet Nordrhein-Westfalen
mit minus 17,2 Prozent. Deutlich weniger Insolvenzverfahren
ereigneten sich im vergangenen Jahr auch in Schleswig-Holstein (minus
14,6 Prozent), Thüringen (minus 13,5 Prozent) und
Mecklenburg-Vorpommern (minus 12,9 Prozent).
39,3 Prozent (10.511 Fälle) aller Firmeninsolvenzen in Deutschland
gehen auf das Konto des Kleingewerbes. Bei den GmbHs kam es zu 9.997
Insolvenzfällen (Anteil an der Insolvenzstatistik: 37,4 Prozent). Den
mittlerweile drittstärksten Anteil von 6,7 Prozent am
Firmeninsolvenzgeschehen in Deutschland macht die Rechtsform der
Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) aus. Im Vergleich zum
Vorjahr stiegen die Insolvenzfälle bei dieser Rechtsform um 16,5
Prozent.
Die Hauptursachen für Unternehmenspleiten bleiben nach wie vor das
Ausbleiben neuer Aufträge bzw. deren Stornierung oder Verschiebung.
Zweitens sorgen Anschlussinsolvenzen dafür, dass zahlungsunfähige
Firmen weitere Marktteilnehmer in den Insolvenzstrudel reißen.
"Selbst gesunde Unternehmen können in eine wirtschaftliche Schieflage
geraten, denn immer noch sind rund 15 Prozent der Firmeninsolvenzen
von Dominoeffekten betroffen", erläutert Dr. Sellin. Drittens sind
Managementfehler für ein erhöhtes Insolvenzrisiko verantwortlich.
"Eine falsche Markteinschätzung oder eine fehlende
Wettbewerbsfähigkeit können schnell zum Scheitern führen", resümiert
der Bürgel Geschäftsführer. Hinzu kommen Kriterien wie eine fehlende
Unternehmensplanung, kein Controlling oder ein unzureichendes oder
fehlendes Debitorenmanagement.
Die komplette Studie "Firmeninsolvenzen 2013" finden Sie auf
unserer Hompepage unter http://ots.de/ZfGVM
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