(ots) - Hehre Ziele dürfen Vernunft nicht ausschalten
Die Bemühungen der Bundesregierung um mehr Verbraucherschutz sind
zwiespältig zu beurteilen. Einerseits ist es positiv, dass sie
Anlegern helfen will. Andererseits aber entmündigt sie damit die
Bürger, die in der Lage sein sollten, sich vor der Geldanlage zu
informieren, welche Risiken mit bestimmten Produkten verbunden sind.
Im Fall Prokon etwa hätten sie schon früh erkennen können, dass sie
mit Genussrechten nicht gerade bevorzugt behandelt werden, wenn das
Unternehmen einmal in Schwierigkeiten gerät. Vielleicht gibt es da
zwar im speziellen Fall des Itzehoer Windanlagenbetreibers noch
Hoffnung, weil der sich vor allem über diese Genussrechte finanziert
hat und nicht über Bankkredite, die bei einer Insolvenz vorrangig zu
bedienen wären. Hinzu kommt in diesem speziellen Fall, dass die
Anleger geglaubt haben, ihr Geld nachhaltig und ökologisch vernünftig
zu investieren. Doch selbst bei solch hehren Zielen bleibt eine
gesunde Skepsis angebracht. Hohe Renditen, die versprochen werden,
schalten offenbar die Vernunft und die Skepsis vieler Anleger aus.
Deshalb wäre es gefährlich, wenn zu viel Regulierung dazu verleitete,
die eigenständige kritische Prüfung zu vernachlässigen. Zu begrüßen
wäre es trotzdem, wenn die Regierung sich tatsächlich darum bemühte,
den Anlegern zu helfen, die Risiken zu erkennen, die mit solchen
Produkten vor allem am unregulierten "grauen" Kapitalmarkt verbunden
sind.
Brigitte Scholtes
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