(ots) - Alles oder nichts
Viktor Janukowitsch hat die Zeichen der Zeit immer noch nicht
erkannt. Zehntausende Ukrainer, die seit zwei Monaten gegen den
Präsidenten demonstrieren, sind nicht mehr mit ein paar politischen
Zugeständnissen zu besänftigen, auch nicht mit einer Beteiligung an
der Regierung. "Alles oder nichts" heißt ihre Devise. Sie wollen
nicht ein bisschen Macht, sondern einen grundlegenden Neuanfang. Für
Janukowitsch ist dabei kein Platz. Diese Haltung ist radikal, aber
verständlich. Schließlich hat Janukowitsch die Hoffnungen auf eine
Annäherung an die EU bitter enttäuscht. Auch trägt er
Mitverantwortung für die Eskalation der Gewalt auf den Straßen von
Kiew und damit für Tote und Verletzte.
Und mit diesem Mann sollten sich die Oppositionsführer Arseni
Jazenjuk und Vitali Klitschko als Premier und Vizepremier an einen
Tisch setzen? Dies wäre auf eine direkte Unterstützung des
umstrittenen Präsidenten hinausgelaufen. Und die Opposition hätte vor
der Spaltung gestanden. Klitschko spricht völlig zu Recht von einem
"vergifteten Angebot", das er nicht annehmen konnte. Nun wird weiter
demonstriert, was konsequent erscheint, aber auch große Risiken
birgt. Denn in Kiew gehen nicht nur Freunde der Demokratie auf die
Barrikaden, sondern auch Hunderte von unberechenbaren
Rechtsradikalen. Genauso wichtig wie den Druck auf Janukowitsch zu
erhöhen ist es, sinnlose Gewalt zu vermeiden, auch aufseiten der
Demonstranten.
Uwe Westdörp
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