(ots) - Kinder-Impfstoffe werden knapp
Lieferunfähigkeit bei Windpocken-Schutz und Kombipräparat steht
bevor - Kinderärzte kritisieren Monopolstellung des Produzenten
GlaxoSmithKline
Osnabrück.- Kinder- und Jugendärzte in Deutschland beklagen
Lieferengpässe bei Impfstoffen. Derzeit sind nach Angaben der
Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ) sowohl der
Kombinationsimpfstoff gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken als
auch der Einzelimpfstoff gegen Windpocken knapp. In einem Gespräch
mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montag) sagte
DAKJ-Generalsekretär Manfred Gahr: "Das führt dazu, dass wir bei
Kindern die Grundimmunisierung nicht zuverlässig garantieren können."
Er forderte den Gesetzgeber auf, "über effektive Regelungen
nachzudenken, die die negativen Folgen der Monopolisierung verhindern
und die verlässliche Versorgung mit Impfstoffen gewährleisten".
Hintergrund: Das Unternehmen GlaxoSmithKline stellt den
Kombinationsimpfstoff als einziges her und ist gleichzeitig einer der
Hauptlieferanten für Windpocken-Impfstoff. Nach Angaben des
Robert-Koch-Instituts musste die Firma eine Produktionsserie
zurückziehen, die nicht den Freigabekriterien entsprach. Frühestens
im zweiten Quartal sei damit zu rechnen, dass der
Windpocken-Impfstoff wieder ausgeliefert werde. Der genaue Zeitpunkt
stehe noch nicht fest. "Wenn nur eine Firma einen Impfstoff
produziert, kann es zu Problemen kommen", kritisierte Gahr die
Monopolstellung einzelner Hersteller auch mit Blick auf Engpässe in
der Vergangenheit. Er schlug vor, Unternehmen gesetzlich zu
verpflichten, Reserven anzulegen, um bei plötzlichen Komplikationen
einen Puffer zu haben. In Berlin sieht man derweil keinen
Handlungsbedarf. "Pharmazeutische Unternehmer haben einen
ausdrücklichen gesetzlichen Auftrag zur Sicherstellung einer
angemessenen und kontinuierlichen Bereitstellung der in Deutschland
in den Verkehr gebrachten Arzneimittel", sagte ein Sprecher des
Bundesgesundheitsministeriums der Zeitung. Lieferschwierigkeiten
nehme man aber ernst. "In der Vergangenheit sind bereits Gespräche
mit allen Beteiligten der Lieferkette geführt worden, um Engpässen
vorzubeugen." So sei eine Datenbank entwickelt worden, um über
drohende Lieferprobleme frühzeitig informieren zu können.
Das Robert-Koch-Institut ebenso das Paul-Ehrlich-Institut rieten
Ärzten nach Angaben der AOK, nicht zwingend nötige Impfungen zu
verschieben, weil es im Laufe des ersten Quartals zur
Lieferunfähigkeit kommen könne.
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