(ots) - Nichts zeigt die Verkennung eines Themas deutlicher
als die Art und Weise, wie die ARD mit dem Interview mit Edward
Snowden umgegangen ist. Das seit Langem einzige Gespräch mit dem
Mann, der eine der größten außenpolitischen Erschütterungen der
letzten Jahre ausgelöst hat, wird im Spätprogramm versteckt. Waren da
schon wieder dunkle Mächte am Werk? Nein, das wohl nicht. Es zeigt
einfach nur, wie wenig politisches Kapital vermeintlich aus dem Thema
zu schlagen ist. Nicht nur, weil man das vor allem inBerlin nicht
will oder weil man dort vielleicht noch viel mehr weiß, als man
bislang zugegeben hat. Das mit einiger Wahrscheinlichkeit auch. Aber
es wäre dennoch zu billig, jetzt nur Politikschelte zu betreiben. Den
politischen Diskurs in diesem Land betreiben wir alle - oder gar
nicht. Maut für Ausländer, angeblicher Sozialtourismus,
32-Stunden-Woche - da tobt oder jubelt der Stammtisch. Und für mehr
Debattenstoff reicht es nicht mehr? Snowden hat erneut Spannendes
berichtet. Etwa zur Wirtschaftsspionage: Wenn es im nationalen
Interesse der USA liege, greife man sich Daten etwa von Siemens ab.
Die ganze NSA-Affäre ist nicht nur ein Polit-Skandal, sondern auch
und gerade Big Business. Ein Business, in dem massiv privatisierte
Geheimdienste nicht länger nur Kernaufgaben des Staates wahrnehmen,
sondern privatwirtschaftlich agieren. Warum? Weil sie es können. Und
am Ende kaufen Firmen wie der friesische Windrad-Bauer Enercon für
Hunderte von Millionen Euro Technologie zurück, die ihnen schon
einmal gehört hat. Das Geld fehlt dann in der Steuerkasse, auch für
Projekte, die der Stammtisch liebt. Man muss Edward Snowden deshalb
kein Asyl gewähren, aber man sollte ihm weiter sehr genau zuhören -
und Schlüsse daraus ziehen.
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