(ots) - Risiken und Nebenwirkungen
Tag der Entscheidung in Berlin: Die Bundesregierung bringt heute
ihr wohl teuerstes Paket auf den Weg: die Rentenreform. Auf 160
Milliarden Euro könnten sich die Mehrausgaben bis 2030 summieren,
schätzen Experten. Und während noch heftig über Sinn und Unsinn
dieser Ausgaben diskutiert wird, gibt es nun weiteren Streit wegen
möglicher Risiken und Nebenwirkungen der Rentenpläne: Kritiker
befürchten eine Welle von Frühverrentungen, ob zu Recht oder Unrecht,
muss sich aber erst noch zeigen.
Theoretisch besteht zwar die Möglichkeit, mit Anfang 60 in den
Ruhestand zu gehen, denn Zeiten kurzfristiger Arbeitslosigkeit sollen
bei der geplanten Rente mit 63 berücksichtigt werden. Nur: Der Bezug
von Arbeitslosengeld I ist mit hohen finanziellen Abstrichen
verbunden. Das dürfte viele Beschäftigte abschrecken, es sei denn,
ihr Arbeitgeber gleicht die Einbußen aus.
Dass Unternehmen massenhaft auf einen solchen Kurs einschwenken,
ist freilich unwahrscheinlich. Denn angesichts des demografischen
Wandels und drohenden Fachkräftemangels hat sich die Wertschätzung
für ältere Kollegen geändert. Auch wächst die Erkenntnis, dass
Arbeitsteams dann erfolgreich sind, wenn die Mischung aus alten und
jungen Beschäftigten stimmt. Das heißt: Eine Frühverrentungswelle wie
in den 1990er-Jahren ist eher unwahrscheinlich. Dem Missbrauch
vorzubeugen, wie Ministerin Andrea Nahles es jetzt plant, kann
trotzdem nicht schaden.
Uwe Westdörp
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