(ots) - Vierfach vertrackt
Die Situation in der Ukraine ist gleich mehrfach verfahren.
Erstens: Viktor Janukowitsch kann anbieten, was er will. Die
Demonstranten wollen den Kopf des Staatschefs. Selbst
Maximalforderungen zu erfüllen scheint kaum mehr zu genügen.
Zweitens: Bei Lichte betrachtet, ist die EU nicht minder parteiisch
als Russlands Präsident Wladimir Putin. Eine Rolle als neutraler
Vermittler zwischen den Lagern ist Brüssel nicht glaubhaft
abzunehmen. Drittens: Vitali Klitschko prägt das Bild der Opposition
im Westen. Mit markiger Mütze durch die Nacht eilend, wirkt der
Promi-Boxer inzwischen wie eine Ikone, zu der bereits Julia
Timoschenko hochstilisiert worden war. Allein, in den Reihen der
Regierungsgegner ist er bestenfalls die Nummer zwei, eher drei. Nur
ist er eben in Europa bekannt. Viertens: Janukowitsch herrscht nicht
als Diktator, der sich an die Macht geputscht hätte. Landeskenner
sagen, dass er die Wahlen noch heute erneut gewinnen würde. Parallel
hat sich bereits im Arabischen Frühling die Annahme als naiv
erwiesen, dass jedem Machtwechsel unter dem Ruf der Freiheit
zwangsläufig eine Muster-Demokratie folgt. So ist die Opposition von
nationalistischen Gruppen durchsetzt.
Vielleicht wäre es daher eine Erwägung wert, den internationalen
Druck zu senken, statt ihn, wie vielfach gefordert, zu erhöhen. Oder
in Richtung moderater Opposition zu richten, damit sich diese mit dem
begnügt, was sie erreicht hat.
Burkhard Ewert
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