(ots) - Normalerweise gilt der Verbraucherschutz in Europa
als der beste weltweit. Aber dieses Bild hat einen gewaltigen Riss
erhalten: Denn vom 1. Juni an sollen laut einer neuen EU-Verordnung
die Schlachtkörper von Schweinen allein per Augenschein kontrolliert
werden. Zum Messer brauchen die Fleischprüfer dann nur noch im
Verdachtsfall zu greifen, um mit einem Anschnitt festzustellen, ob
das Tier krank war oder nicht. Doch: Etliche Krankheiten können von
außen gar nicht erkannt werden. Und: Die amtliche Kontrolle soll der
innerbetrieblichen weichen.
Eine solch offensichtliche totale Ãœbernahme von Lobbyinteressen in
einen Gesetzestext gibt es selten. Und es ist eine überaus sonderbare
Wendung gewesen, als das Europäische Parlament im vergangenen Jahr
plötzlich gegen die Empfehlung des eigenen Fachausschusses gestimmt
hatte. Die Agrar- und Verbraucherschutzpolitiker unter den
Abgeordneten waren nämlich gegen die Lockerung der Fleischkontrollen.
Die Branchenlobbyisten haben sich also durchgesetzt. Das Ziel:
Profitsteigerung. Mehr Tiere können bei der rein visuellen Kontrolle
verarbeitet werden - und das auch noch schneller.
Nun schreibt die EU lediglich Mindeststandards vor. Deutschland
hat also die Chance, die traditionellen amtlichen Kontrollen
beizubehalten. Dass Niedersachsens Agrarminister Christian Meyer
(Grüne) sich hierfür mit einer eigenen politischen Strategie
einsetzt, ist richtig und gut. Er sollte auch daran arbeiten, ein
breites Bündnis zu schmieden.
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Oldenburgische Volkszeitung
Andreas Kathe
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