(ots) - Mehr als unglücklich
Eine eurer Familien ersetzt mir drei muslimische Familien." Mit
diesem unbedachten Satz hat der scheidende Kölner Erzbischof Joachim
Meisner erneut für große Aufregung gesorgt. Die Empörung etwa von
Grünen und muslimischen Verbänden erfolgte reflexhaft, sie ist aber
verständlich. Zwar versuchte der Kardinal, seine Wortwahl als "in
diesem Fall vielleicht unglücklich" zurechtzurücken. Das ist
allerdings nur eine schwache Zurückweisung, keine ausreichende
Distanzierung.
Meisners Ziel war vermutlich gar nicht die Diffamierung der in
Deutschland lebenden muslimischen Mitbürger. Ihm ging es vielmehr um
ein Lob für die frommen und kinderreichen Familien des
katholisch-konservativen "Neokatechumenalen Weges", einer
innerkirchlich umstrittenen Gruppierung. Doch die Angst vor
angeblicher Ãœberfremdung schwingt bei ihm klar mit.
Bisher ist der Kölner Kardinal weder als Islamhasser noch als
Rassist aufgefallen, auch wenn Meisner jetzt all jene lautstarken
Beifall spenden werden, die schon immer Vorurteile gegen Muslime
hegten. Rassismus und Islamfeindlichkeit widersprächen auch dem
christlichen Menschenbild. Dennoch: Ein kirchlicher Würdenträger von
seinem hohen Rang muss überlegter mit derartigen Äußerungen umgehen.
Meisner sollte am Ende seiner sehr langen Amtszeit wissen, dass Worte
zerstören, wo sie nicht hingehören.
Christof Haverkamp
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