(ots) - So etwas hat es im Rockermilieu noch nicht gegeben:
Der ehemalige Satudarah-Chef Yildiray Kaymaz, alias Ali Osman, hat
umfassend über die kriminellen Machenschaften des Rockerclubs
ausgesagt - und damit auch seine ehemaligen Rockerbrüder schwer
belastet. stern TV liegen die Protokolle aus seiner tagelangen
Vernehmung vor: Es geht um Drogen, Waffenhandel und sogar Mord.
Drogengeschäfte mit Rockerbrüdern in Holland
"Ich habe vor 2,5 Jahren angefangen, mit Drogen zu handeln", heißt
es in der Ermittlungsakte. Als Präsident des ersten Chapters der
Satudarah in Deutschland fuhr Kaymaz regelmäßig nach Holland, wo der
Club 1990 gegründet wurde. Er fing an, Geschäfte mit seinen
holländischen Rockerbrüdern zu machen. "Das sollte eine
Geschäftsdauerbeziehung sein, weil jemand alle acht Wochen Marihuana
ernten würde und dann immer zehn Kilo Marihuana rauskommen würden",
gibt er laut Akte zu Protokoll.
Kaymaz, der wegen umfangreicher Drogen- und Waffengeschäfte vor
Gericht stand, schildert auch, wie die Gruppe Rauschgift gestreckt
habe: "Auf dem Tisch hat F. dann angefangen, das Edelweiß mit dem
Speed zu mischen. Edelweiß müsste jeweils zwischen 300 und 500 Gramm
pro Paket gewesen sein, das Speed-Paket jeweils ein Kilogramm." Und
es ist von Waffenlieferungen die Rede: "In der Tasche waren zwei
Maschinenpistolen drin, da steckten auch jeweils zwei krumme Magazine
drin."
In den Vernehmungsprotokollen, die stern TV vorliegen, beschreibt
Kaymaz detailliert die Rockerszene - und ihre Geschäfte: Vor allem
bei den Satudarah in Holland seien viele Schwerkriminelle, so Kaymaz:
"F. hat mir dann erzählt, dass er ihm die Kehle durchgeschnitten habe
mit einem Messer", heißt es in der Akte. Und: "Dann habe er ihn in
Rotterdam verbuddelt. Er hat mir dann auch Akten hingelegt und die
Person als Namen gezeigt, die getötet worden ist."
Kaymaz beteuert zunächst seine Unschuld
Die Geständnisse des Rockerpräsidenten haben viele überrascht.
Denn: Noch auch aus der U-Haft hatte der ehemalige
Satudarah-Präsident aus Duisburg einen Brief an stern TV geschrieben,
in dem er seine Unschuld beteuert: "Nachts gegen vier Uhr hat ein
SEK-Kommando meine Haustür gesprengt und das Haus gestürmt", schreibt
er darin. Und: "Jetzt sitze ich hier in U-Haft und werde wegen Drogen
und Waffenhandel beschuldigt, was absoluter Unsinn ist und nicht der
Wahrheit entspricht."
Ähnlich äußerte er sich auch bei seinem stern TV-Auftritt im
vergangenen März. Auf mögliche Straftaten angesprochen sagte Kaymaz,
dass diese ja bereits Jahre zurück liegen: "Das war Anfang der 90er,
das sind meine Jugendsünden gewesen. Ist schon über 20 Jahre her."
Aussage für die Familie
Dass sich der frühere Satudarah-Boss schließlich doch entschieden
hat auszusagen, liege nach eigener Aussage an seiner Familie: "Es
würde mir viele Türen im Club öffnen, wenn ich jahrelang für den Club
im Knast sitze würde, ohne was zu sagen. Ich möchte das aber nicht.
Für mich gibt es auf der Waage nichts, was schwerer wiegt als meine
Familie. So kann ich für meine Kinder nicht als Vorbild leben. Ich
muss hier einen Abschluss finden."
Kaymaz erreichte mit seiner Aussage Strafmilderung: Er muss nun
sechseinhalb ins Gefängnis, ansonsten hätten ihm bis zu 15 Jahre
gedroht. Außerdem ist er jetzt im Zeugenschutzprogramm - denn für die
Szene ist er "out in bad standing" - das Schlimmste, was einem
ehemaligen Rocker passieren kann.
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