(ots) - Erwartbarer Aufschrei
Der Aufschrei war erwartbar. Schon melden sich unter anderem die
Experten der Automobilclubs zu Wort, die in dem automatischen
Notrufsystem eCall in erster Linie ein Instrument der
Versicherungswirtschaft wittern, um den unbedarften Autofahrer
auszuspionieren. Sie befürchten den gläsernen Fahrer. "Freie Fahrt
für freie Bürger", lautet schon seit Ewigkeiten das Mantra der
Interessenvertreter der Autofahrer.
Dass das eCall-System nach einem schweren Unfall selbstständig und
unmittelbar die Rettungskräfte informiert und an den richtigen Ort
lotst, ist für die Kritiker bestenfalls Nebensache. Hierzulande hat
es mittlerweile Tradition, jede digitale Neuerung als eine weitere
Wegmarke in den totalen Überwachungsstaat zu sehen. Für diejenigen,
die nachts in einer gottverlassenen Gegend mit ihrem Auto gegen einen
Baum krachen, kann das System aber den Unterschied zwischen Leben und
Tod ausmachen. In dem Moment dürfte die Datensicherheit für die
Betroffenen zweitrangig sein.
Natürlich muss ohne Wenn und Aber sichergestellt sein, dass Daten
nicht an Unbefugte weitergegeben werden. Die Frage ist jedoch, ob es
den Lobbyisten der Autofahrer nicht um etwas anderes geht: nämlich
darum, ganz nach Lust und Laune das Gaspedal durchdrücken zu können,
ohne im Zweifel vom eigenen Auto der Raserei überführt zu werden.
Sven Kienscherf
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