(ots) - Was haben deutsche Soldaten verloren in Afrika?
Weshalb sollen wir die Kultur der militärischen Zurückhaltung
aufgeben, mit der Deutschland nicht so schlecht gefahren ist? Was
meint der Präsident, wenn er ein Ende der deutschen "Bequemlichkeit"
fordert? "Wir können nicht zur Seite schauen, wenn Mord und
Vergewaltigung an der Tagesordnung sind", begründet die
Verteidigungsministerin ihre Afrika-Ãœberlegungen. Schicken wir jetzt,
nachdem man uns im Ausland unsere Nazi-Vergangenheit schon lange
nicht mehr vorhält, unsere Leos in die afrikanische Wüste? Oder
endlich mal ein paar tausend Kämpfer, weil ja mit den geplanten 70
Soldaten mehr (250 statt der 180 in Mali) wenig auszurichten sein
wird gegen Religionskrieger im zentralen Afrika? Und überhaupt: Was
soll die moralische Überhöhung deutscher Außen- und
Verteidigungspolitik, die, wenn man sie ernstnehmen würde, zur
Entsendung schwarz-rot-goldener Expeditionskorps in die halbe Welt
führen müsste? Und was meint Gaucks deutsche "Bequemlichkeit" und
Steinmeiers "Weltpolitik von der Außenlinie" -- angesichts von
Bundeswehr-Einsätzen im Kosovo (anfangs 8500 deutsche Soldaten, heute
780, 27 Tote) und Afghanistan (3200 deutsche Soldaten, 54 Tote)?
Schließlich kämpfen 340 deutsche Soldaten vor Ostafrika erfolgreich
gegen die internationale Piraterie. Wer erfolgreiche Außen- und
Sicherheitspolitik machen will, kommt nicht an der Beantwortung
zentraler Fragen vorbei: Was ist im deutschen Interesse? Was ist im
europäischen Interesse? Was kann Diplomatie leisten, was
Wirtschaftshilfe, was Soldaten? Wie lautet der Master-Plan für ein
bedrohtes Land und gibt es eine realistische Chance, diese Strategie
dann auch umzusetzen? Gerade das gelang in Afghanistan bestenfalls in
Ansätzen; leider haben wir dort eine Demokratie mit westlichen
Standards nicht etablieren können und die furchtbaren Taliban sind so
mächtig wie die ekelhaften Warlords mit ihrem Drogenhandel und der
Korruption. Wer die Achsen der deutschen Außenpolitik verschieben
will, dem muss schon mehr einfallen als ein Ego-Marketing à la von
der Leyen.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion(at)waz.de