(ots) - Der Star in der Politmanege
Bei diesem jährlichen Treffen der Staatslenker, Sicherheitschefs
und Strippenzieher in München wirkte er ein wenig exotisch: Vitali
Klitschko, der ehemalige Boxweltmeister, ist politischer Dilettant
auf dieser doch reichlich großen Bühne. Das muss keineswegs etwas
Negatives sein; Teilnehmer wie er können frischen Wind in die
geheimniskrämerische Ansammlung der Mächtigen bringen.
Es ist indes problematisch, wenn eine solche Prominenz automatisch
dazu führt, dass sich eine Seite eines Konflikts größerer
Aufmerksamkeit erfreuen darf als die andere und dabei Aspekte, die
wichtig für das Verständnis der Zusammenhänge sind, ins Hintertreffen
geraten. Dass sich die Ukraine als "Schachfigur im geostrategischen
Spiel" fühlt, wie es ihr Außenminister Leonid Koschara formuliert,
ist ein ganz zentraler Hintergrund der Krise im Land. Und dass sich
EU und Russland gegenseitig vorwerfen, sich in der Ukraine
einzumischen, spricht Bände. Es erinnert beinahe an imperialistische
Zeiten.
Wer hört eigentlich auf die Ukrainer selbst? Und: Wer ist das
eigentlich? Die Demonstranten auf dem Maidan-Platz, die - nicht
zuletzt dank Klitschko - fast täglich in Medien präsent sind? Oder
der prorussische Bevölkerungsteil, von dem wenig zu vernehmen ist?
Wer letztlich die Mehrheit stellt, werden Neuwahlen zeigen. Und
dann gilt es, die demokratische Entscheidung der Ukrainer zu
respektieren. Sie haben es nicht verdient, zu Schachfiguren reduziert
zu werden.
Maik Nolte
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