(ots) - Bevormundung
Losgelöst von werktäglichen Zwängen, soll der Bürger sonntags
seinen Bedürfnissen nachgehen, heißt es im Gesetz zu
Ladenöffnungszeiten. Könnte es nicht Bedürfnis sein, das Auto
sonntags durch die Waschstraße zu fahren? Nein, stellt die
Landesregierung klar. Und bevormundet damit den Bürger. Ausnahmsweise
ist das aber gut so.
Denn in der konsumgetriebenen Gesellschaft muss der Verbraucher
vor sich selbst geschützt werden. Wer heutzutage etwas erleben
möchte, der geht einkaufen - auch "shoppen" genannt. Und wann am
liebsten? An einem der vier verkaufsoffenen Sonntage im Jahr, weil
hier das Shoppingerlebnis umso größer ist. Wenn es nach dem
Verbraucher - und nicht nur dem Handel - ginge, die Läden wären immer
offen.
Eine Horrorvision. Damit es so weit nicht kommt, ist es umso
wichtiger, die erste Hürde dahin - die Sonntagsruhe - zu stärken. Und
sei es nur, indem die Waschstraßen am siebenten Tage ruhen sollen. So
archaisch das in Zeiten von Dauererreichbarkeit und Shoppingwahn auch
sein mag, ist es dennoch vor allem eins: der Gesundheit förderlich.
Und die ist wichtiger als ein sauberes Auto.
Dirk Fisser
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