(ots) - Der Wille fehlt
Schon einmal hat die Weltgemeinschaft angesichts eines Völkermords
in Afrika nur zugeschaut: Nach dem hunderttausendfachen Abschlachten
in Ruanda vor 20 Jahren lautete die Devise, so etwas dürfe nicht noch
einmal passieren. Man wollte Alarmsignale ernst nehmen, nicht zögern,
solch Schrecken künftig zu verhindern. Doch jetzt, wo Zentralafrika
am Rande eines Völkermords steht, zaudert die Weltgemeinschaft
erneut.
Angesichts Tausender Toter und Vertriebener ist dieses Zögern eine
Schande. Beobachter berichten von marodierenden Banden und wahllosem
Morden, von unsäglichem Hass und hilflosen Einsatzkräften. Die
Soldaten der Afrikanischen Union und Frankreichs sind überfordert von
dem Ausmaß der Anarchie. Planlos haben sie zunächst die muslimischen
Séléka-Rebellen entwaffnet - und damit den auf Rache sinnenden
christlichen Milizen ausgeliefert.
In dem Krisenstaat fehlt eine ordnende Kraft, die systematisch
entwaffnet, Korridore für Hilfslieferungen sichert und dem Töten
Einhalt gebietet. Ohne schnelle und effektive internationale
Unterstützung droht Zentralafrika zu einem weiteren Ruanda zu werden.
Und damit zu einer Katastrophe, nach der es hinterher heißt: Wie
konnten wir so etwas zulassen? Noch ist die Chance da, sich dem
Gemetzel entgegenzustellen. Allein der Wille fehlt.
Franziska Kückmann
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