(ots) - Durch die Türkei ist in den letzten Jahren ein
gewaltiger Ruck gegangen. Offiziell strebt das Land eine
Mitgliedschaft in der Europäischen Union an. Praktisch lehnt es sich
an die islamischen Staaten und deren Strukturen an. Noch nie gab es
dort so viele Kopftuchträgerinnen. Ein vielleicht unerhebliches aber
sehr deutliches Zeichen, in welche Richtung die Türkei sich bewegt.
Die Tücher werden nicht getragen, um die Frisur zu schützen.
Vergessen die Zeiten eines Atatürks, der in den dreißiger Jahren den
Bruch mit den jahrhundertealten Strukturen und Institutionen des
Osmanischen Reiches wagte und das Land für die Moderne öffnete.
Damals war die Türkei europäischer als heute. Nun nimmt Erdogan sich
also das Internet vor. Ãœberraschend kommt die Botschaft einer
staatlichen Zensur nicht. Inwieweit dieser Schritt seinem Machterhalt
dient, bleibt abzuwarten. Erstaunlich ist nur, dass die Türkei trotz
ihrer fortschreitenden Ablehnung der westlichen Liberalität weiterhin
eine EU-Mitgliedschaft anstrebt. So, wie sie sich derzeit
präsentiert, ist eine Vollmitgliedschaft unmöglich. Sie sollte auch
nicht von beiden Seiten erzwungen werden.
Nicht jedes Land an Europas Außengrenzen muss seine Zukunft in der
EU und ihren Wertvorstellungen suchen. Manchmal kommt man eben nicht
auf einen Nenner. Die beliebten und Geld ins Land bringenden
Urlaubsziele dürften trotzdem als Potemkinsche Freiräume für
westliche Touristen erhalten bleiben. All inclusive. Außer Internet.
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Andreas Kathe
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