(ots) - Nicht mehr Herr im Haus
Der Nächste, bitte! Mittlerweile dürfte es kaum noch einen
Schlachthof in Deutschland geben, der in den vergangenen Jahren wegen
seiner Werkvertragsarbeiter keinen Besuch vom Zoll hatte. Aber nur in
vergleichsweise wenigen Fällen konnten den Betreibern oder ihren
Subunternehmern Rechtsverstöße nachgewiesen werden. Das kann
zweierlei bedeuten: Entweder hat es tatsächlich keinen Verstoß
gegeben. Oder aber die deutschen Fahnder verfügen nicht über
ausreichende Mittel, um ihre Arbeit ordentlich zu machen. Das wäre
jedoch kein Vorwurf an die Ermittler, sondern ein Arbeitsauftrag an
den Gesetzgeber, sein Versprechen endlich einzulösen und das
rechtliche Dunkelfeld Werkvertrag ausreichend auszuleuchten. Es
dürfte auch im Sinne der Betriebe sein, die nicht länger unter dem
Generalverdacht der sozialen Ausbeutung stünden. Fraglich bleibt
aber, warum sich so viele deutsche Firmen überhaupt auf das
Geschäftsmodell einlassen und sich damit in eine Grauzone begeben. Da
hilft es nicht, jegliche Verantwortung für die Leiharbeiter, die den
Profit erwirtschaften, von sich zu weisen. Diese Argumentation
offenbart doch nur die Konsequenz des fraglichen Geschäftsmodells:
Wer auf den Werkvertrag setzt, nimmt in Kauf, nicht mehr Herr im
eigenen Haus zu sein. Im Zweifelsfall stellt er nur noch die
Produktionshalle. Aber ist das noch Unternehmertum?
Dirk Fisser
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