(ots) - Auf Italien ist Verlass
Wenn auf etwas Verlass ist in Italien, dann auf Regierungskrisen.
Schon die 65. Nachkriegsregierung muss jetzt gebildet werden.
Ministerpräsident Enrico Letta ist bereits nach zehn Monaten am Ende,
gestürzt von einem Senkrechtstarter der eigenen Partei. Wer geglaubt
hatte, das wirtschaftlich extrem geschwächte Land würde endlich
einmal alle Kräfte auf die Bewältigung der ökonomischen Probleme
konzentrieren, sieht sich enttäuscht. Nicht Reformen stehen oben auf
der politischen Agenda, sondern Machtspiele, konsequentes
Krisenmanagement sieht anders aus. Nun macht sich ein junger
Karrierist ans Werk, der vorerst nicht viel mehr zu bieten hat als
große Worte. Konkrete Pläne, wie er es besser machen kann, ist Matteo
Renzi dagegen bisher schuldig geblieben. Nur eines weiß man von dem
Florentiner Bürgermeister: Er ist höchst ehrgeizig, kennt wenig
Skrupel und hat keinerlei Berührungsängste, nicht einmal gegenüber
Silvio Berlusconi, dem abgehalfterten Populisten und rechtskräftig
verurteilten Betrüger. Seriös erscheint Renzi also zunächst nicht.
Für ihn spricht allein sein ungestümer Vorwärtsdrang. In Italien, wo
die Wirtschaftsleistung 2013 um 1,9 Prozent zurückgegangen ist, macht
ihn das schon zu einem Hoffnungsträger. Und so besteht kein Zweifel,
dass er mit der Regierungsbildung beauftragt wird.
Uwe Westdörp
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