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Burnout in Zeiten der Industrialisierung

ID: 1020297

(ots) - Schon während der Industrialisierung im 19.
Jahrhundert klagten immer mehr Menschen über Reizbarkeit, ständige
Erschöpfung und Kopf- oder Rückenschmerzen - sie litten unter
Burnout, wie die Zeitschrift P.M. HISTORY in ihrer März-Ausgabe
berichtet. Mit der Entwicklung der Industriestädte veränderte sich
der Arbeitsalltag der Menschen: In den Fabriken wurde in immer
schnellerem Takt immer mehr Ware produziert. Die Arbeiter wurden zu
neuen Höchstleistungen angetrieben; ein Arbeitstag dauerte oft bis zu
16 Stunden.

George Miller Beard, ein US-amerikanischer Arzt, veröffentlichte
1869 einen Aufsatz im Boston Medical and Surgical Journal, in dem er
das damals noch rätselhafte Unwohlsein beschrieb. Viele seiner New
Yorker Patienten klagten darüber. Er fasste das Leiden unter dem
Begriff Neurasthenie (griechisch für Nervenschwäche) zusammen. Der
Ausdruck war nicht neu, doch Beard brachte ihn in Zusammenhang mit
dieser Krankheit. Grund für die zunehmende Zahl an
Neurasthenie-Patienten sah Beard in der sich verändernden
Zivilisation: wachsende Städte, dampfende Eisenbahnen, elektrisch
beleuchtete Boulevards und riesige Kaufhäuser überforderten die
Menschen. Aber auch die Erfindung der Taschenuhr sei einer der
Gründe, denn der moderne Mensch blicke andauernd auf die Uhr, um sich
bloß niemals zu verspäten.

Beard sah die Neurasthenie als rein amerikanische Krankheit an,
doch auch in Deutschland litten Menschen unter der Nervenschwäche.
Der Schriftsteller Rainer Maria Rilke schrieb 1903 in einem Brief,
dass er unter Müdigkeit und Schmerzen litt. Sobald er sich an die
Arbeit machen wollte, fühlte er sich wie gelähmt. Viele Mediziner
hielten damals andere Arbeit als die gewohnte für ein Allheilmittel
gegen Erschöpfung. Rilke bezeichnete seine wiederholten Aufenthalte
in einer Naturheilanstalt als Kur-Arbeit: Holzsägen, Waldläufe und




Gymnastik standen dabei auf dem Tagesplan. Doch diese Frischluftkur
half immer nur kurzfristig gegen die Nervenschwäche.

Unter den Nationalsozialisten, die Sensibilität verachteten und
den "Triumph des Willens" feierten, geriet die Neurasthenie in
Vergessenheit. Allerdings nur vorübergehend: Heute macht die nervöse
Erschöpfung unter dem Etikett "Burnout" wieder Schlagzeilen.



Pressekontakt:
Maike Pelikan
Kommunikation P.M. Magazin
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Datum: 17.02.2014 - 10:18 Uhr
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