(ots) - Auch eine Frage der Verteilung
Wie ein Krebsgeschwür zerstört die Gewalt der radikalislamischen
Sekte Boko Haram seit Jahren Nigeria. Der Terror wird immer perfider:
Nicht nur Kirchen und Polizeistationen sind Ziele, sondern auch
Schulen und Krankenhäuser. Oder, wie offenbar im jüngsten Fall,
abgelegene Dörfer, deren Bewohner wahllos erschossen werden. Boko
Haram verbreitet Angst und Schrecken, ohne unmittelbaren materiellen
Nutzen für ihre verbrecherische Bewegung.
Eines jedoch gelingt ihr gerade mit Massakern an Zivilisten: Sie
führt die Zentralregierung als unfähig vor, die Bevölkerung zu
schützen. Das gilt erst recht für die Region Borno, in der seit dem
vergangenen Mai der Ausnahmezustand verhängt worden ist, damit die
Armee effektiver gegen die Sekte vorgehen kann. Indem die Terroristen
hier blutig zuschlagen, entlarven sie die Offensive des Militärs als
wirkungslos.
Boko Haram ist dabei nicht nur eine religiöse Gruppe, deren Terror
sich gegen Christen richtet. Sie bekämpft vielmehr die nigerianische
Staatsgewalt, die sie nicht für rechtmäßig hält. Die Regierung hat
darauf keine andere Antwort, als ihrerseits brutal gegen die Anhänger
vorzugehen.
Religiöse Motive mögen eine Rolle spielen. Mindestens ebenso
schwer wiegt jedoch, dass im ölreichsten Land Afrikas wenige sehr
reich und viele sehr arm sind. Während eine kleine Elite, zu der auch
die Regierung zählt, profitiert, gehört zu den Verlierern der vor
allem muslimische Norden.
Franziska Kückmann
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