(ots) - Falsche Richtung
Der ADAC ist fürwahr ein Verein, der sich gängigen Messlatten
entzieht. 19 Millionen Deutsche zahlen ihm mehr als eine Milliarde
Euro jährlich an Mitgliedsbeiträgen. Und kaum eine politische
Entscheidung, die etwas mit Autos zu tun hat, wird an ihm vorbei
getroffen. Dass Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) nun
fordert, der ADAC solle sich auf seine Kernkompetenz beschränken, hat
seinen Grund: Dobrindt muss die Maut umsetzen, und der mächtige Club
steht ihm im Weg. Dass eine solche Organisation vor Selbstbewusstsein
strotzt, überrascht nicht.
Beim ADAC ist es aber längst in Selbstherrlichkeit umgeschlagen.
Bemerkenswert ist die Dreistigkeit, mit der der Club die frisierten
Stimmenzahlen bei seinem Autopreis "Gelber Engel" ungerührt als
"Wahl" verkaufte, während er die Platzierungen nach Gutdünken
verteilte. Das Problem liegt aber weitaus tiefer. Nicht nur die
Mitglieder fragen sich: Warum all dieser Schmu? Wessen Interessen
vertritt der Verein eigentlich - die seiner Mitglieder? Die der
Autobauer? Oder hat er eigene? Und: Ist der ADAC überhaupt noch ein
Verein? Oder eher ein Konzern? Nein, der Vergleich hinkt. Ein Konzern
hat in der Regel einen Aufsichtsrat, der dem Vorstand auf die Finger
schaut. Der ADAC nicht.
Der Club ist vor Jahren, vielleicht Jahrzehnten in eine falsche
Richtung abgebogen. Den Rückwärtsgang einzulegen reicht da nicht
mehr: Er muss sich neu orientieren - und das keineswegs nur
personell.
Maik Nolte
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