(ots) -
Mittwoch, 26. Februar 2014, 23.15 Uhr
ZDFzoom
Täuschen, tricksen, drohen
Die Fukushima-Lüge
"Die japanische Regierung ist unmenschlich. Wir werden wie dummes
Volk behandelt, ich verspüre starken Zorn." Katsutaka Idogawa ist der
ehemalige Bürgermeister eines kleinen Ortes innerhalb der Sperrzone
um das Atomkraftwerk. Er berichtet in "ZDFzoom", wie er verseucht
wurde und dass ihn bis heute niemand untersucht habe. Lassen die
Behörden die Bürger der Region im Stich?
Drei Jahre sind vergangen, seit in Fukushima vier Reaktorgebäude
explodierten. Und immer wieder kommt es zu schweren Zwischenfällen.
Anlass zur Sorge? Bei der Vergabezeremonie für die Olympischen Spiele
2020 versicherte der japanische Premierminister der Welt: "Die Lage
in Fukushima ist unter Kontrolle." Was diese Aussage des japanischen
Premierministers wert ist, wollte "ZDFzoom"-Autor Johannes Hano
herausfinden. Wochenlang haben der ZDF-Ostasienkorrespondent und sein
Tokioter Team recherchiert und fördern erschreckende Erkenntnisse zu
Tage.
Im Forschungsreaktor-Institut der Universität Kyoto erklärt
Atomphysiker Horoaki Koide, warum die Lage in Fukushima - anders als
behauptet - völlig außer Kontrolle ist: "Das Gelände rund um
Fukushima ist zu einer Art radioaktivem Sumpf geworden. In den
umliegenden Brunnen wird hochradioaktives Material entdeckt, und
natürlich läuft ein Teil davon ins Meer." Jeden Tag fließen mehr als
200.000 Liter verseuchtes Wasser in den Pazifischen Ozean. Auch weit
entfernt vom Ort der Katastrophe finden sich kontaminierte
Bodenproben. Ein Wissenschaftler der Universität Kyoto richtet
massive Kritik an die Adresse der Behörden "Die japanische Regierung
hat einfach neue Grenzwerte festgelegt. Danach sind erst 8000
Becquerel gefährlich. Das kam überraschend, denn vor der
Atomkatastrophe galt ein Grenzwert von 100 Becquerel pro Kilogramm.
Und jetzt sehen Sie sich unsere Werte an: Alle unter 8000. Und so
glauben die Leute, alles sei normal."
Japans ehemaliger Premierminister Naoto Kan spricht in einem
Exklusiv-Interview mit dem ZDF von einer Verschwörung der Atomlobby,
die zuerst ihn abgesetzt habe und nun zur Atomenergie zurückkehren
wolle. Und sein ehemaliger Minister Sumio Mabuchi berichtet, wie die
Betreiberfirma TEPCO notwendige Maßnahmen zur Katastrophenbekämpfung
verhindert hat - mit Blick auf die hohen Kosten. Das geht aus einem
internen Papier der Betreiberfirma hervor.
Für "ZDFzoom" interviewt Autor Johannes Hano Wissenschaftler, die
unter Druck gesetzt werden, und Mitglieder der japanischen Mafia, der
Yakuza, die über dubiose Praktiken bei der Anwerbung neuer Arbeiter
für das Atomkraftwerk berichten. Der Autor spricht mit Bauern, die
sich um die Gesundheit ihrer Kühe massiv Sorgen machen und die als
einzige Reaktion von Behördenseite den Tipp erhielten, die Tiere zu
töten.
Der Film ist eine Spurensuche, an deren Ende klar wird, dass die
Katastrophe noch immer nicht unter Kontrolle ist. Die mächtige
Atomlobby, das "Atomdorf", wie es in Japan genannt wird, scheint aber
bereit, alles zu tun, um das zu verschleiern.
ZDFinfo sendet am 8. März um 18:00 Uhr eine 45-Minuten-Version der
Dokumentation von Johannes Hano.
www.zoom.zdf.de
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