(ots) - Unter Freunden
So groß das Gefolge der Kanzlerin bei ihrem Israel-Besuch ist -
sie hat fast das gesamte Kabinett mitgenommen -, so klein sind die
Erwartungen an diese Reise. Beide Seiten werden sich wieder einmal
ihrer unverbrüchlichen Freundschaft versichern. So viel ist sicher.
Aber wird es auch Fortschritte in Streitfragen wie der
Siedlungspolitik geben?
"Wir haben uns geeinigt, uneinig zu sein", lautete die bisherige
Sprachregelung. Sie dokumentiert Differenzen, ohne Brücken zu
zerstören, und beschreibt treffend Angela Merkels Kurs gegenüber
Israel. Auch sie steht dem israelischen Siedlungsbau kritisch
gegenüber. Die Kanzlerin geht aber nicht so weit, es darüber zum
offenen Streit oder gar einem Eklat kommen zu lassen. Man kann das
diplomatisch geschickt nennen, man kann aber auch ein wenig
enttäuscht sein.
Denn wer, wenn nicht eine enge Freundin Israels wie Angela Merkel,
hat die Chance, in Tel Aviv gehört zu werden? Dass auch prominente
Israelis wie der Historiker Tom Segev mehr Druck auf die Regierung
Netanjahu fordern, sollte Merkel ermutigen, deutliche Worte zu
sprechen. Steter Tropfen höhlt den Stein.
Fest steht: Beide Seiten, Israelis und Palästinenser, müssen
Zugeständnisse machen. Israel muss als jüdischer Staat anerkannt
werden. Doch zugleich müssen auch die Palästinenser die Chance
bekommen, einen lebensfähigen eigenen Staat aufzubauen.
Uwe Westdörp
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