(ots) - Man mag über den türkischen Ministerpräsidenten
Erdogan denken, was man will. Er hat dem Land an der Nahtstelle
zwischen dem Westen und der islamischen Welt, dem Frontstaat zum von
Kriegen und Bürgerkriegen heimgesuchten Nahen Osten, Stabilität
verliehen. Eine Stabilität, deren Wert bei allem - teils vergeblichen
- Ringen um mehr demokratische Freiheiten und Rechtsstaatlichkeit in
der Türkei gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Damit ist
es nun vorbei. Erdogans Regierung hat sich von der Korruptionsaffäre
der vergangenen Monate nicht einmal im Ansatz erholt, da tauchen
Tonbandmitschnitte auf Youtube auf, die ihn selbst und seinen Sohn
Bilal belasten, Dutzende von Millionen Euro vor den Razzien der
Staatsanwaltschaften Mitte Dezember beiseite geschafft zu haben.
Selbst wenn die Echtheit dieser Mitschnitte bis auf Weiteres in
Zweifel steht: Der Showdown zwischen dem zwischenzeitlich so
unumschränkten Führer der Türkei und seinem ehemaligen Weggefährten
und heutigen Widersacher, dem islamischen Prediger Fethullah Gülen,
scheint nicht mehr aufzuhalten zu sein. Während Erdogan das einst
allmächtige türkische Militär unter die Kontrolle der Politik
gebracht hat, scheint der Prediger von seinem US-Exil aus den
Polizei- und Justizapparat des Landes in großen Teilen unterwandert
zu haben. So ist inzwischen weitgehend unstrittig, dass ein Großteil
der Regierung über Jahre hinweg abgehört worden ist. Die
Destabilisierung der Türkei trifft die Welt im Angesicht des blutigen
Bürgerkrieges im Nachbarland Syrien zu einem denkbar ungünstigen
Zeitpunkt.
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