(ots) - KOMMENTAR zu SOZIALWORT
Ausgabe vom 01.03.2014 Es war als großer Entwurf gedacht: das
Sozialwort der beiden großen Kirchen in Deutschland. Mit ihm wollen
sie aus christlicher Sicht Leitplanken für Wirtschaft und
Gesellschaft setzen. Ein bemerkenswertes Papier ist es geworden - vor
allem wegen der Fülle der Themen. Fast alles haben die
Kirchenverantwortlichen angesprochen - die Sorge um das Gemeinwohl,
die Verantwortung der Wirtschaft, das Recht auf Teilhabe, fast jeden
haben sie bedacht mit Lob und Mahnungen. Das Papier nimmt die große
Politik in den Blick - jedoch mit viel zu grobem Raster. Vage bleibt
die Perspektive auf den Mensch, der dem Sturm der Märkte, dem
Gewinnstreben der Unternehmen oder den Maßnahmen der Regierenden
ausgesetzt ist. Doch diesen Blick braucht es - auch in einem Land, in
dem es vielen gut, aber nicht wenigen relativ bescheiden geht. Was
sagen die Kirchen dazu, wenn Langzeitarbeitslose ohne Perspektive
bleiben? Was fordern sie von der Wirtschaft, die den Menschen zu oft
rein nach Leistung taxiert, was erwarten sie von der Politik, um in
den nächsten Jahren das Abrutschen von Menschen in die Altersarmut zu
vermeiden? Und welche Prioritäten sind aus ihrer Sicht zu setzen,
damit die Gesellschaft ein wenig gerechter wird? Mehr Klartext und
weniger Konsensstreben hätte dem Papier gut angestanden. Das wäre gut
gewesen in einer Zeit, in der selbst der Papst mit kernig-groben
Wirtschaftsbetrachtungen den Konflikt nicht scheut. Wer wie die
beiden großen Kirchen jetzt auf eine angeregte Debatte über das
Sozialwort hofft, hätte selbst mehr diskussionswürdige Thesen bieten
müssen. Schade darum.
Pressekontakt:
Südwest Presse
Ulrike Sosalla
Telefon: 0731/156218