(ots) - Zu unkonkret - und daher folgenlos
Im neuen Papier der evangelischen und katholischen Kirche in
Deutschland stehen viele gute Forderungen: dass der Staat die
Auswüchse der Marktwirtschaft begrenzen muss, dass Deutschland ein
Vorbild beim Aufbau einer ökologisch-sozialen Marktwirtschaft sein
sollte, dass die Integration von Migranten verbessert werden muss und
dass die Langzeitarbeitslosen über staatliche Maßnahmen eingebunden
werden müssen. Alles richtig, und wer wollte diese Appelle und
Mahnungen kritisieren?
Die wohlklingenden Thesen sind so allgemein und unkonkret
formuliert, dass die Kirchen fast nirgendwo anecken. Wären sie
konkreter, womöglich sogar tagespolitisch aktuell gewesen, hätten sie
sich vermutlich den Vorwurf der Einmischung gefallen lassen müssen.
Nun aber begrüßen Gewerkschaften wie Arbeitgeber ebenso wie die im
Bundestag vertretenen Parteien das Papier - auch weil sie sich
jeweils nur diejenigen Äußerungen rauspicken, mit denen sie
übereinstimmen.
Und so droht auch das neue Papier zur sozialen Lage bald in der
Versenkung zu verschwinden und folgenlos zu bleiben.
Als 1979 das Kirchenpapier "Für eine Zukunft in Solidarität und
Gerechtigkeit" erschien, stellte der Mainzer Bischof Karl Lehmann als
Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz fest, es
sei totgelobt worden. Jetzt ist die Annahme, das neue Sozialwort
werde eine breite Debatte auslösen, reichlich optimistisch.
Christof Haverkamp
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