(ots) - Fehlende Weitsicht
In der Krim-Krise macht derzeit keine Seite eine gute Figur.
Russland nicht, weil es in unbeeindrucktem Großmachtstreben eine
militärische Drohkulisse aufbaut und die ukrainische Halbinsel
faktisch besetzt hält. Der Westen nicht, weil ihm nichts Besseres
einfällt, als auf Moskaus Muskelspiel mit unkoordinierten
Drohgebärden zu reagieren. Und die neue Regierung in Kiew ebenso
wenig, weil sie Abmachungen gebrochen hat und Moskau damit einen
Vorwand liefert, sich provoziert zu fühlen. Die Reaktionen im Westen
auf das Gebaren von Kremlchef Wladimir Putin zeugen nicht nur von
Ratlosigkeit. Sie beweisen auch fehlende Weitsicht. Erstens wird es
Putin kaum kümmern, ob der G-8-Gipfel in Sotschi zustande kommt oder
nicht. Zweitens würden sich die USA und Europa mit Sanktionen gegen
Moskau ins eigene Fleisch schneiden. Drittens nützen scharfe Worte
wenig, um Putin den Wind aus den Segeln zu nehmen. Sie heizen die
Lage vielmehr unnötig an. Dass Moskaus Vorgehen auf der Krim
inakzeptabel ist, steht außer Frage. Doch der Weg aus der Krise führt
nicht nur über den Kreml, sondern auch über Kiew. Die EU steht der
neuen ukrainischen Führung bislang viel zu unkritisch gegenüber.
Wichtige inhaltliche Kernpunkte der auch von Brüssel vermittelten
Einigung zwischen Opposition und dem früheren Präsidenten Viktor
Janukowitsch wurden übergangen, etwa die Entwaffnung rechtsextremer
Milizen. Dies trägt zur explosiven Stimmung bei.
Franziska Kückmann
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