(ots) - Er wäre der ideale Held gewesen - für die Dichter
der antiken Dramen genauso wie für William Shakespeare: Uli Hoeneß,
machtbewusster Heilsbringer und verhasster Schurke in einer Person.
Nun wird der heute in München beginnende Strafprozess um seine (nicht
mehr rechtzeitig angezeigte?) Steuerhinterziehung zur Bühne für
dieses Drama. Regie und Inszenierung haben längst die Medien
übernommen, die Rechtspflege wird dagegen auch in der öffentlichen
Wahrnehmung der kommenden Tage wohl nur eine untergeordnete Rolle
spielen. Alles dreht sich um die einzige Frage: Muss der Mann, der
mit dem FC Bayern auch den deutschen Fußball an die europäische
Spitze geführt hat, in den Kerker, ähm, hinter Gitter? Das ist
tatsächlich nicht nur eine Frage des Boulevards, sondern auch die
zentrale Frage, die das Landgericht München II zu beantworten hat.
Dabei spielen die Formfehler von Hoeneß' Selbstanzeige eine Rolle.
Dabei spielt eine Rolle, ob er als reuiger Strafsünder gelten kann,
oder ob er erst reagierte, als er unangenehme Recherchen des "Stern"
gewahr wurde. Hoeneß' Börsen-Spielsucht - auch wenn sie bei diesem
Erfolgssüchtigen hoch authentisch ist - wird dagegen bei der
Bewertung des Strafmaßes keine Rolle spielen. Und auch nicht, ob
Hoeneß in seinem Leben wesentlich mehr gespendet als er dem Staat an
Steuern vorenthalten hat. Am Ende dieses Prozesses wird sich der FC
Bayern wohl einen neuen Präsidenten suchen müssen. Demut ist das
Einzige, was Uli Hoeneß seinem Verein jetzt noch schuldig ist. Auch
wenn es nicht richtig war, sich diesen Schritt trotzig für das Ende
des Strafprozesses vorzubehalten.
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