(ots) - Erschreckende Trägheit
Die Ergebnisse der Bertelsmann-Studie offenbaren: Die
sozialpolitischen Leistungen des Staates orientieren sich noch immer
an dem traditionellen Familienbild mit einem Vater, der für das
Einkommen verantwortlich ist, und einer Kinder erziehenden Mutter.
Mit der Realität im Jahr 2014 hat das wenig zu tun. Als eine
Konsequenz stecken zu viele Alleinerziehende in der Armutsfalle. Dass
mehr als jede dritte Ehe nicht andauert, bis der Tod die Partner
scheidet, ist nichts Neues. Rund 2,2 Millionen Kinder wachsen in
Deutschland mit nur einem Elternteil auf - Tendenz steigend. Die
Trägheit der Sozialpolitik ist insofern erschreckend.
Natürlich muss der Staat nicht jede Lebensform subventionieren und
für jede persönliche Entscheidung ein Sicherheitsnetz knüpfen. Dass
aber beispielsweise von einer Kindergeld-Erhöhung bei
Alleinerziehenden nichts ankommt, weil Zahlungen aufgerechnet werden,
ist ein Skandal.
Die mangelhaften staatlichen Verteilungsregeln sind gravierend,
aber nur ein Teil des Problems. Eigentliche Ursache ist das geringe
Angebot an Teilzeitarbeitsplätzen, die Alleinerziehenden den Spagat
zwischen Job und Kinderbetreuung ermöglichen. Familienministerin
Schwesig liegt richtig: Nur mit Ganztagsangeboten in Schulen und
Kitas werden nicht alle Hindernisse beseitigt. Alleinerziehenden geht
es nicht darum, möglichst lange ihre Kinder irgendwo unterzubringen.
Sie wollen sich um ihren Nachwuchs kümmern können.
Erhard Böhmer
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