(ots) - Zu seinen besten Fußballer-Zeiten in den siebziger
Jahren war Uli Hoeneß der schnellste Konterstürmer der Welt. Doch
eine Konter-Taktik verfängt nicht mehr, vor dem Landgericht zu
München. Das gestrige Geständnis, wonach die hinterzogene Summe etwa
fünf Mal so hoch war wie bislang angenommen, kann nicht als
Befreiungsschlag wirken, es ist nur eines:atemberaubend. Denn es
lässt erahnen, was vor sich geht in der Welt der Finanzen und in der
Welt der Zocker - wobei man hoffen muss, dass diese beiden Welten
nicht identisch sind. Was Uli Hoeneß umtrieb damals, als er zockte:
Wahrscheinlich weiß er das nicht einmal selbst. Eine Art Wahn?
Strafmildernd würde der jedenfalls nicht wirken. Auch seine
Selbstanzeige wird Hoeneß kaum helfen, denn die angebliche Reue steht
auf äußerst wackligen Beinen. Womöglich war der Bayern-Boss eher von
der Furcht getrieben, entdeckt zu werden. Kurzum: Es sieht verdammt
schlecht aus für den Angeklagten Hoeneß. Experten können ausrechnen,
wie hoch das Kapital ist, wenn 18,5 Millionen hinterzogener Steuern
im Raum stehen. Wie soll da noch eine Bewährungsstrafe - also maximal
zwei Jahre Haft - herausspringen? Da könnte, um es bayerisch zu
formulieren, selbst Franz Josef Strauß vom Himmel herabsteigen und
intervenieren, es wäre wohl vergeblich. Und das hat auch seine
Ordnung, denn vor dem Gesetz sollen alle gleich sein. Heißt:kein
Bonus für Hoeneß, allerdings auch kein Malus. Der Richter wirkt so,
als stünde jedenfalls Ersteres überhaupt nicht zu befürchten. Ein
Schock ist das alles für viele - auch deshalb, weil wieder mal ein
Vorbild vom Sockel stürzte. Aber gemach, es lässt sich vieles wieder
reparieren, Gefängnis hin oder her.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Florian Giezewski
Regionalmanager
Telefon: 06131/485817
desk-zentral(at)vrm.de