(ots) - Osnabrücker Historiker: Phänomen der
Kriegsbegeisterung 1914 neu bewerten
Rass: Kriegsfreiwillige waren keine bürgerliche Bewegung, sondern
vor allem Arbeiter
Osnabrück.- Der Historiker und Weltkriegs-Spezialist Christoph
Rass fordert eine Neubewertung der Kriegsbegeisterung im Deutschland
des Jahres 1914. Nicht überwiegend die Bürgersöhne hätten sich
freiwillig zum Militär gemeldet, sondern junge Männer aus dem
Arbeitermilieu, sagte Rass im Interview mit der "Neuen Osnabrücker
Zeitung" (Montag) "Publizistik und Forschung sagen seit 100 Jahren,
die Kriegsfreiwilligen seien eine bürgerliche Bewegung gewesen",
erläuterte der Experte für Neueste Geschichte an der Universität
Osnabrück. "Unsere Untersuchungen zeigen aber: Die Mehrheit der rund
200.000 Kriegsfreiwilligen stammte wahrscheinlich aus der urbanen
Unterschicht." Die Geschichtsforschung habe sich auf die Gruppe der
Bürgerlichen beschränkt. "Und nun stellen wir plötzlich fest: Zwei
Drittel wurden bisher nicht berücksichtigt." Diese Lücke werfe neue
Fragen auf: "Warum meldeten sich diese Leute freiwillig. Welche
Motive hatten sie?" Die Forschung müsse nun nach Analysemöglichkeiten
und Erklärungen suchen. Rass wertet anhand von Archivquellen die
Auswirkungen des Ersten Weltkriegs auf das Leben in den Städten
Osnabrück, Aachen und im Landkreis Aurich aus.
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