(ots) - Wo sind die Analytiker im Außenministerium, wo die
Russlandspezialisten im Bundesnachrichtendienst, die den Politikern
hierzulande die reale Welt erklären? Was mit der Krim passiert ist,
war so sicher wie das berühmte Amen in der Kirche. Doch der Westen
und hier vor allem Deutschland waren nicht darauf vorbereitet.
Demokratie fördert und verteidigt man nicht durch romantische Freude
an Demonstrationen in Damaskus, Ankara oder jetzt in Kiew, sondern
durch Politik der besonnenen Art, die sich auf Wissen, Erkenntnis und
nüchterne Einschätzung stützt. Nichts von alledem ist in der
deutschen Außenpolitik erkennbar. Während Frank-Walter Steinmeier
bedeutungsvoll guckt und von starken Signalen in Richtung Russland
spricht, hat Wladimir Putin mit der Annexion der Krim vollendete
Tatsachen geschaffen. Sie sind so vollendet, dass klar ist, wie
präzise und von langer Hand der Mann im Kreml die Sache geplant hat.
Putin hat den Westen vorgeführt und niemand wird ihn und damit die
Russen, die in dieser Sache übrigens voll hinter ihm stehen,
ernsthaft abstrafen können. Sanktionen werden nicht wirken, weil
Putin alle denkbaren Reaktionen vorher durchkalkuliert und Russlands
Risiko, ernsthaft wirtschaftlich Schaden zu nehmen, richtigerweise
als minimal eingeschätzt hat. Und wer ihm völlig zu Recht Bruch des
Völkerrechts vorwirft, dem wird er kühl entgegenhalten, dass die
große Mehrheit der Menschen auf der Krim unbedingt Russen sein
wollen, er "seinem" Volk also nur zu seinem Recht verholfen hat. Soll
die Annexion der Krim nicht der Anfang vom Ende der Ukraine in ihrer
bisherigen Form sein, wird es hohe Zeit, dass Europäer und Amerikaner
Putin ernst nehmen und mit ihm, statt an ihm vorbei oder gar gegen
ihn Politik machen. - Und diese endlich in die Hände von Profis
legen.
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