(ots) -
- Die Pensionsverpflichtungen der DAX-Unternehmen liegen 2013 bei
300 Mrd. Euro
- Das Pensionsvermögen entwickelt sich positiv und erwirtschaftet
eine Rendite von etwa 5 Prozent
- Der Dotierungsgrad steigt um etwa 4 Prozentpunkte auf rund 66
Prozent und gleicht das Absinken aus dem Vorjahr vollständig aus
- Der Ãœbergang auf den neuen IAS 19 belastet das Jahresergebnis
2013 mit etwa 2 Mrd. Euro
Die Lage bei den Pensionsverpflichtungen der DAX-Unternehmen hat
sich im Jahr 2013 entspannt. Die Höhe der Verpflichtungen erreicht
einen Betrag von 300 Mrd. Euro und ist damit gegenüber dem Vorjahr um
10 Mrd. Euro gesunken - das erste Mal seit 2008. Gleichzeitig haben
sich die Pensionsvermögen positiv entwickelt. Mit einer Rendite von
etwa 5 Prozent erreichten sie das Rekordhoch von 197 Mrd. Euro. Damit
sind die Pensionsverpflichtungen nun zu 66 Prozent bedeckt.
Dies sind die Ergebnisse einer Analyse des internationalen
Beratungsunternehmens Mercer, für die die bereits erschienenen
Geschäftsberichte von 22 DAX-Unternehmen, die fast 90 Prozent der
Pensionsverpflichtungen und Pensionsvermögen im DAX repräsentieren,
herangezogen wurden.
"Offenbar konnte eine Reihe von DAX-Unternehmen den Rechnungszins
für die Bewertung der Pensionsverpflichtungen im Jahr 2013 wieder
anheben, was zu einer Verringerung des Verpflichtungsumfangs führt",
so der Kommentar von Thomas Hagemann, Chefaktuar von Mercer
Deutschland, zu den Ergebnissen.
"Darüber hinaus hat die gute Aktienmarktentwicklung 2013 für eine
positive Entwicklung der Pensionsvermögen gesorgt. Damit konnte trotz
der geringen Renditen von etwa 1,4 Prozent im Rentenmarkt eine
Rendite von insgesamt etwa 5 Prozent erwirtschaftet werden", ergänzt
Dr. Carl-Heinrich Kehr, Principal im Bereich Investments von Mercer
in Deutschland.
Verpflichtungsumfang der DAX-Unternehmen sinkt erstmals seit 2008
Seit 2008 waren die Unternehmen gezwungen, fast in jedem Jahr den
Rechnungszins für die Bewertung der Pensionsverpflichtungen an das
gesunkene Zinsniveau anzupassen, zuletzt im Jahr 2012 um fast einen
ganzen Prozentpunkt. In der Folge sind die Pensionsverpflichtungen
deutlich angestiegen. Wie sich nach Veröffentlichung der
Geschäftsberichte herausstellte, wurde dieser Trend - anders als noch
zu Jahresanfang vermutet - nun erstmals durchbrochen.
Zwar haben viele DAX-Unternehmen den Vorjahreszins beibehalten
oder nur geringfügig geändert. Einige Unternehmen, die im Vorjahr
ihren Rechnungszins auf bis zu 3,0 Prozent gesenkt hatten, konnten
aber den Rechnungszins nun erstmals wieder anheben, was zu
sogenannten versicherungsmathematischen Gewinnen führt. Der
Verpflichtungsumfang sank damit auf 300 Mrd. Euro.
Rendite der Pensionsvermögen entwickelt sich weiter positiv
Durch die solide Rendite von 5 Prozent stiegen die
Pensionsvermögen auf das Rekordhoch von 197 Mrd. Euro. "Grund hierfür
ist vor allem die mit etwa 20 Prozent erneut hervorragende
Aktienrendite im Jahr 2013, mit der die gegenüber Rentenpapieren
höheren Risiken belohnt wurden", so Carl-Heinrich Kehr.
Die Unternehmen haben das Pensionsvermögen derzeit zu etwa einem
Viertel in Aktien investiert. Der zu beobachtende Anstieg der
Aktienquote um etwa 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist jedoch eher
durch die hohe Rendite im letzten Jahr als durch aktive
Umschich-tungen zu erklären.
Mit etwa 60 Prozent ist der Großteil des Pensionsvermögens nach
wie vor in Rentenpapiere investiert, wobei Anleihen europäischer
Staaten und Unternehmen eine moderat positive Rendite von etwa 2
Prozent erzielten. Einige der DAX-Unternehmen sind jedoch auch in
Schwellenländeranleihen investiert, die eine negative Rendite für das
Jahr 2013 aufwiesen. Die Investments in sonstige Asset-Klassen nahmen
zwar - wohl auch wegen der sehr guten Aktienperformance - im Anteil
geringfügig ab, spielten mit im Durchschnitt ca. 15 Prozent aber
weiterhin eine gewichtige Rolle in den Anlagestrategien der
DAX-Unternehmen.
Insgesamt hat sich für die DAX-Unternehmen offenbar auch im Jahr
2013 wieder eine Strategie der Diversifikation bewährt, in der
gezielt in verschiedene risikobehaftete Anlageklassen investiert
wurde.
Pensionsverpflichtungen wieder zu zwei Dritteln bedeckt
Durch die positive Entwicklung sowohl des Verpflichtungsumfangs
als auch des Pensionsvermögens ist der Dotierungsgrad gegenüber dem
Vorjahr um 4 Prozentpunkte deutlich gestiegen. Er hat nun mit 66
Prozent wieder das Niveau erreicht, dass er vor 2012 über mehrere
Jahre stabil gehalten hat.
"Das zeigt den großen Vorteil des deutschen Systems, das eine
gesetzliche Insolvenzsicherung kennt und daher von den Unternehmen
keine Mindestdotierungen fordern muss. Kein Unternehmen war im
Vorjahr gezwungen, den gesunkenen Dotierungsgrad durch Nachschüsse
auszugleichen. Die Unternehmen konnten vielmehr eine Entspannung
abwarten, die in diesem Jahr bereits eingetreten ist", erläutert
Thomas Hagemann.
"Und die DAX-Unternehmen zeigen mit dem hohen Ausfinanzierungsgrad
von etwa zwei Dritteln, dass sie mit den
Altersversorgungsverpflichtungen gegenüber ihren Mitarbeitern
verantwortungsbewusst umgehen. Die Dotierungen sind höher, als es den
neu hinzukommenden Verpflichtungen entspricht, so dass die
Unternehmen insgesamt offenbar noch eine Ausweitung des
Ausfinanzierungsgrades anstreben", resümiert Carl-Heinrich Kehr.
Unterschiedliches Bild im Ausland
In den USA und UK ist die Entwicklung unterschiedlich. Die USA
freuen sich ebenfalls über eine sehr positive Entwicklung. Auch hier
hat sich der Aktienmarkt günstig entwickelt, außerdem ist der
Rechnungszins angestiegen. Die Deckungslücke der S&P-1500-Unternehmen
ist vom Vorjahresrekordhoch von 557 Mrd. US-Dollar auf 103 Mrd.
US-Dollar deutlich gesunken, so dass auch hier wieder beinahe das
Niveau von 2011 erreicht werden konnte.
In UK war die Entwicklung dagegen weniger positiv. Der
Deckungsgrad ist hier trotz großer Arbeitgeberbeitragszahlungen und
guter Entwicklung der Aktienmärkte von 88 Prozent im Jahr 2012 auf 85
Prozent im Jahr 2013 gesunken. Ursache hierfür ist im Wesentlichen
die Inflationserwartung, die sich 2013 wesentlich erhöht hat, ohne
dass sich der Rechnungszins ebenfalls entscheidend verändert hätte.
Neuer IAS 19 belastet das Unternehmensergebnis der DAX-Unternehmen
um etwa 2 Mrd. Euro pro Jahr
Bis auf zwei Unternehmen mit einem Bilanzstichtag zum 30.09.2013,
die noch von der Möglichkeit Gebrauch machen, den neuen IAS 19 erst
im Folgejahr anzuwenden, haben alle Unternehmen nun die Neufassung
des Standards IAS 19 mit den Änderungen in der Bilanzierung von
Pensionsverpflichtungen umgesetzt.
Auswirkungen auf den Jahresgewinn hat dies deshalb, weil die
Unternehmen nicht mehr den erwarteten Ertrag aus dem Pensionsvermögen
in ihrer Gewinn- und Verlustrechnung ausweisen dürfen, sondern nur
noch einen Zinsertrag auf Basis des Rechnungszinssatzes, der auch für
die Abzinsung der Pensionsverpflichtungen verwendet wird. "Genaue
Zahlen liegen nicht vor, aber anhand der im Vorjahr und im aktuellen
Jahr angegebenen Zahlen schätzen wir, dass den DAX-Unternehmen ein
Ertrag von etwa 2 Mrd. Euro jährlich fehlt", so Thomas Hagemann.
Mit dem Ãœbergang auf den neuen Standard mussten gleichzeitig alle
bisher noch nicht in der Bilanz erfassten Verpflichtungen ausgewiesen
werden. Hiervon betroffen war aber im Wesentlichen nur ein kleinerer
Teil der DAX-Unternehmen, der noch die sog. Korridormethode angewandt
hatte. Nach diesem Verfahren durften in der Vergangenheit
versicherungsmathematische Verluste vorgetragen werden. Diese
DAX-Unternehmen mussten nun einen Betrag von 23 Mrd. Euro
erfolgsneutral gegen das Eigenkapital buchen und weisen damit den
gesamten Verpflichtungsumfang in ihrer Bilanz aus. Insgesamt stehen
dem aber neue versicherungsmathematische Gewinne von etwa 14 Mrd.
Euro aus der positiven Entwicklung von Verpflichtungen und Vermögen
im Jahr 2013 gegenüber, was den Effekt auf das Eigenkapital deutlich
abmildert.
Anmerkung für Redakteure:
Die vorliegende Analyse der Entwicklung von
Pensionsverpflichtungen und Pensionsvermögen der DAX30-Konzerne im
Jahr 2013 wurde auf Basis der bis 19.03.2014 veröffentlichten
Geschäftsberichte der DAX-Unternehmen erstellt. Insgesamt wurden die
22 folgenden Unternehmen einbezogen, die fast 90 Prozent der
Pensionsverpflichtungen der DAX30-Unternehmen repräsentieren: Adidas,
Allianz, BASF, Bayer, Beiersdorf, BMW, Daimler, Deutsche Börse,
Deutsche Lufthansa, Deutsche Post, Deutsche Telekom, E.on,
HeidelbergCement, Henkel, Infineon Technologies, K+S, Linde, Merck,
RWE, Siemens, Thyssen-Krupp, Volkswagen.
Ãœber Mercer (www.mercer.com)
Mercer zählt mit über 20.000 Mitarbeitern in mehr als 40 Ländern
zu den führenden globalen Anbietern von Dienstleistungen in den
Bereichen Talent, Health, Retirement und Investments. Die Berater von
Mercer unterstützen Unternehmen bei der Gestaltung und dem Management
von betrieblichen Nebenleistungen, insbesondere im Bereich
betriebliche Altersversorgung und Gesundheitsleistungen sowie bei der
Optimierung des Human Capital Managements. Das Unternehmen ist
überdies einer der führenden Anbieter von Verwaltungs- und
Outsourcing-Lösungen für betriebliche Nebenleistungen. Die
Mercer-Dienstleistungen im Bereich Investments beinhalten das
Investment Consulting sowie Multi-Manager Investment-Produkte. Das
Unternehmen ist Teil der Marsh & McLennan Companies, Inc.
(www.mmc.com). Die Aktie der Muttergesellschaft ist mit dem
Ticker-Symbol MMC an den Börsen New York, Chicago, Pacific und London
notiert.
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In Deutschland ist Mercer mit über 600 Mitarbeitern unter anderem
an den Standorten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Leipzig,
München und Stuttgart vertreten. Die Schwerpunkte der
Geschäftstätigkeit liegen in der Beratung von Unternehmen rund um
betriebliche Altersversorgung,Vergütung, Human Capital Strategie, M&A
und Investments sowie Pensions Administration.
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